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Biennalen: Biennale von Havanna · von Henky Hentschel · S. 376 - 379
Biennalen: Biennale von Havanna , 2004

HENKY HENTSCHEL
8. Biennale von Havanna

Havanna, Kuba, 1.11. – 15.12.2003

Du kommst um eine Ecke, dein Blick fällt in einen Raum, und das Blut gefriert dir in den Adern: der Raum ist vollgepfercht mit Leichen. Sie liegen mit den Gesichtern nach unten nebeneinander, übereinander, und sie tragen ihre Arbeitskleidung. Dann erinnerst du dich, dass du dich in der Festung La Cabana befindest, dem Herzen der 8. Biennale von Havanna. Die Installation ist ein Werk des Brasilianers Siron Franco und trägt den Titel ,Intoleranz’.

Wie ihre Vorgängerinnen ist auch diese Biennale ein Schaufenster für junge Künstler der Dritten Welt. Fast zwei Drittel der 150 eingeladenen Künstler kommen aus Asien, Afrika, Südamerika und der Karibik. Sie alle und ihre Werke in Havanna zusammenzubringen, war ein hartes Stück Arbeit, eine fast unlösbare Aufgabe. Eigentlich sollte das große Fest der kubanischen Kultur schon letztes Jahr stattfinden, aber es war kein Geld da. Die Veranstalter beschlossen, auf bessere Zeiten zu warten. Was kam, war das Gegenteil. 14 Jahre Gefängnis und drei Hinrichtungen genügten, damit die Europäische Union die kulturellen Beziehungen mit der Insel kappte, wobei hier niemand versteht, warum die Europäer ihre Strafaktionen ausgerechnet auf das friedliche Feld der Kultur konzentrierten. Die Folgen waren entmutigend: die holländischen Stiftungen Prinz Claus und Hivos entzogen der Biennale ihre traditionelle und längst zugesagte finanzielle Unterstützung, und das gerade mal vier Monate vor der Eröffnung. So blieben nur kubanische Sponsoren, Hotels und die Fluggesellschaft Cubana de Aviacion zum Beispiel. Den Veranstaltern blieben 156000 Dollar, ein Klacks. Wie die Kubaner es dennoch…


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