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Ausstellungen: Stuttgart · von Dorothee Müller · S. 163 - 163
Ausstellungen: Stuttgart , 1982

C.O. Paeffgen

Galerie Tanja Grunert, Stuttgart

Paeffgen zu etikettieren, fällt schwer. Denn seine hintergründigen, doppelbödigen Arbeiten entziehen sich der kunsthistorischen Schublade. Er arbeitet mit Mitteln der Ironie, verklausuliert Dinge, die auf den ersten Blick simpel, ja belanglos erscheinen. Wie in dieser Ausstellung, in der ausschließlich Fragezeichen in sämtlichen Variationen zu sehen sind. Dermaßen themenorientiert ist er häufiger, so z.B. bei der Ausstellung im Kunstmuseum Düsseldorf: Dort gab’s nur Mäuse zu sehen. Und jetzt Fragezeichen, das Spektrum reicht von sorgsam gestickten, auf einen Pflasterstein gemalten, einem Polaroid mit einem Fragezeichen auf der eigenen Hand und einem in kostbarem Blattgold auf einem zerbrochenen Teller appliziertem bis zum riesigen plastischen Fragezeichen, das in Anspielung an Malevitschs schwarzes Quadrat, statt dem runden Punkt einen rechteckigen hat. Und da er beim Zitieren auch vor sich selbst nicht Halt macht, gesellt er einem weiteren Fragezeichen eine Maus hinzu. Bei Spekulationen über den Sinn dieser Fragezeichen stößt man zunächst auf ein Infragestellen des etablierten Kunstbetriebs. Da Paeffgen die traditionelle Form der Kunstausstellung ablehnt, zieht er es vor, jegliche Art von Präsentation auch gleichzeitig zu ironisieren. Das Fragezeichen als Denkanstoß in Richtung Kunstvermittlung. Gleichzeitig reflektiert er aber auch das Rollenverständnis des Künstlers, seine Identitätssuche. Schließlich ist auch der Betrachter, der sich an den immer wieder auftauchenden Kürzeln der Infragestellung nicht mehr vorbeimogeln kann, aufgefordert, die Funktion von Kunst zu reflektieren. Und nicht zuletzt geht es hierbei um die grundsätzliche Frage nach der verbalen Vermittelbarkeit eines Kusntwerkes. Einer Infragestellung, der sich auch die Rezensentin nicht entziehen kann.
Dorothee Müller

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von Dorothee Müller

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