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Ausstellungen: Stuttgart · von Johannes Meinhardt · S. 164 - 164
Ausstellungen: Stuttgart , 1982

K. R. H. Sonderborg, Georg Karl Pfahler

Galerie H. U. Hetzler/Stuttgart

In der Ausstellung werden sieben Arbeiten von Sonderborg gezeigt: zwei Arbeiten mit schwarzer Tusche auf Papier, und fünf in Schwarz und Karminrot auf Leinwand; sie stammen aus den Jahren 1958 bis 68. Sonderborgs Arbeiten aus dieser Zeit entwickeln eine streng rhytmisch strukturierte Oberfläche, die zugleich eingegrabene Spur und Partitur ist. Denn zum einen stammen sie aus einer Erfahrung der Malerei, die sich am Anfang der fünfziger Jahre durchgesetzt hat: der Erfahrung der völligen Flachheit, in die der Strich die Bedeutung einschreibt, weil er als Form oder Zeichen oder Gestus auf der Fläche gelesen werden kann. Die Zeichen eines Franz Kline, die Kalligraphien eines Mathieu oder die signifikanten Markierungen eines Michaux sind genauso bewußte Einschreibungsspuren wie die gestischen Striche des Tachismus; auch Sonderborg schreibt sich in die Oberfläche ein: so stark, daß die Farbe zur Seite quillt, Ränder des Strichs bildet, während der Strich wie ein Kratzen die Leinwand erreicht. Doch ist diese Einschreibung jenseits jeden Ausdrucks: Sonderborg malt sehr schnell, mit den eigenartigsten Instrumenten, in einer Bewegung der Wiederholung und Differenz: die Einschreibungen bilden Reihen, stotternde Abfolgen, bei denen der Spachtel während des Auftrags hüpft. In diesem Vibrieren des Auftrags geht jede Expression unter: es bleibt die serielle Bearbeitung der Oberfläche; und hierin nähert sich die Oberfläche der Partitur. Denn die Partitur gibt sich zuerst als Strukturierung einer Oberfläche, als serielle Ordnung; diese wird gelesen und ausgeführt/aufgeführt. In der Interpretation – im völlig musikalischen Sinn – der Partitur wird ihre komplexe…

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von Johannes Meinhardt

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