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Titel: Kunst und Geld · von Jürgen Raap · S. 44 - 45
Titel: Kunst und Geld , 2000

Das Schicksal des Geldes

KUNST UND GELD – EINE BILANZ ZUM JAHRTAUSENDWECHSEL
HERAUSGEGEBEN VON JÜRGEN RAAP

Der Frankfurter Künstler Manfred Stumpf hatte 1997 im “1822-Forum” der dortigen Sparkasse einen “Neuro-Geldschein” vorgestellt. Das O.K Centrum für Gegenwartskunst in Linz/Österreich eröffnete Ende 1999 eine Ausstellung “Sozialmaschine Geld”. In der jetzigen Phase der EURO-Einführung treffen solche Projekte den Nerv einer aktuellen Sentimentalität, und sie transportieren darüber hinaus auch die Frage nach einem grundsätzlichen übergeordneten Wert des Geldes jenseits der reinen Ökonomie. So lautet der Arbeitstitel einer Ausstellung “Geld und Wert”, die Harald Szeemann zur EXPO 2001 für Biel (CH) kuratiert, passenderweise mit der Schweizer Nationalbank als Sponsor.

Geld ist nämlich nicht nur ein pragmatisches Tausch- und Verrechnungsmittel; sondern es wirft auch kulturelle Fragen auf. Münzen, Geldscheine und Wertpapiere enthalten auch eine irrational-psychologische Dimension, die bisweilen mythische und sogar magische Vorstellungsbereiche tangiert. Darauf rekurrieren viele Projekte, in denen Geld künstlerisch ironisiert, attackiert, imitiert, ersetzt, umgedeutet und verändert wird. Viele Künstleraktionen dieser Art haben freilich nur rein symbolischen Charakter. Manchmal dürfen Künstler aber auch “echte” Geld-Surrogate in Umlauf bringen, wenn man sie z.B. Telefonkarten gestalten lässt.

Der Aspekt “Kunst und Kommerz” soll in dieser Dokumentation ausgeklammert bleiben, obwohl in Installationen von Hans Haacke und bei anderen Künstlern die Kritik an den ökonomischen Strukturen des Kunstbetriebs mit einer allgemeinen Geld- bzw. Kapitalismuskritik verbunden ist. Doch den Warencharakter der Kunst zu beleuchten wäre ein anderes, eigenes Thema.

Stattdessen geht es hier um eine TRANSZENDENTALE Bedeutung des Geldes in den künstlerischen Geld- und Wirtschaftsutopien, ebenso um seine TRANSFORMATORISCHE Bedeutung beim realen wie symbolischen…


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