Maribel Königer
Des Limites du Tableau
Musée départemental d’art contemporain de Rochechouart, 8.7. – 24.9.1995
Das Bild nach dem letzten Bild, der zerbrochene Spiegel … zum Jahrtausendwechsel häufen sich Ausstellungen, die sich unter verschiedenen Blickwinkeln mit dem Problem des Bildes nach dem Zeitalter der Kunst beschäftigen. Meistens geht es dabei schlicht um Malerei, das heißt um die Sinnfrage, die sich nach jahrhundertelangem Praktizieren einer bestimmten Technik in der Epoche von Cyberspace unvermeidlich stellt. Tafelbild wird hier in eins gesetzt mit Gemälde, diesem altmodischen, nach Ölschinken klingenden Begriff, den keiner mehr in den Mund nehmen will, der von seinen “Arbeiten” spricht, ein Begriff, der aber wie eh und je Gemaltes meint, also das, was diese Arbeiten eben sind.
In der Sommerausstellung seines Museums in Rochechouart im Limousin versucht auch Jean-Marc Prévost die Grenzen des Tafelbildes auszuloten. Doch obwohl es natürlich viele “Gemälde” zu sehen gibt, geht es um Malerei nur am Rande, quasi als einer historischen Bezugsgröße. Im Zentrum steht einerseits das Tableau als ein geschlossener Seheindruck, dessen Form gleichwohl offen ist. Und andererseits das kunstgeschichtlich eingeordnete Bild als zeitgenössisches Thema von Fotografie und Video.
Die Fotografen in der Ausstellung belegen wieder einmal, daß das unschuldige Auge eine Chimäre ist, daß unser Blick stets durch Bilder gelenkt wird, die wir bereits im Kopf haben. Während diese Feststellung meistens im Fahrwasser eines Kulturpessimismus daherkommt, der auf den Wellen der Medienkritik mitschwimmt, bezeugen jedoch die Arbeiten von Jean-Marc Bustamante und Andreas Gursky, daß auch der kunstgeschulte Betrachter Déjà-vu-Erlebnisse im Alltag haben kann. Bustamante nimmt unscheinbare, zum Teil…