Die Galeristin für starke Frauenpositionen
Barbara Gross im Gespräch mit Jolanda Drexler
Heute wird einer neuen Statistik zufolge die Mehrheit (55%) der Museen und Kunstvereine in Deutschland von Frauen geleitet. Die Situation war dagegen ganz anders, als Barbara Gross vor 25 Jahren ihre Galerie im Münchner Stadtteil Lehel gründete. Damals wurde der Ausstellungsbetrieb und erst recht der Kunstmarkt noch fast ausschließlich von Männern beherrscht. Barbara Gross scherte sich wenig um angesagte Kunsttrends und Vorlieben des Markts. Ihr Ausstellungsprogramm entwickelte sie eigenwillig und engagiert, unbeeindruckt von akademischen und kunstkritischen Deutungshoheiten. Ihre Entscheidungen für Künstlerinnen und Künstler werden vielmehr getragen von ihrer Begeisterung, ihrer Überzeugung und vor allem von ihrem Respekt vor der Kunst. In der gemeinsam mit Kerstin Stakemeier entwickelten Jubiläumsschau „ETWAS EIGENES“ repräsentierte sie das gesamte Spektrum der wichtigen weiblichen Positionen seit Gründung ihrer Galerie – Ida Applebroog, Silvia Bächli, Louise Bourgeois, Andrea Büttner, VALIE EXPORT, Katharina Grosse, Michaela Melián, Ana Mendieta, Alicia Framis, Maria Lassnig, Karin Sander, Tejal Shah, Katharina Sieverding, Kiki Smith, Nancy Spero, Jana Sterbak. In dieser feministisch geprägten Setzung äußert sich nicht nur der Spürsinn der Galeristin für spannende künstlerische Positionen, sondern auch die beharrliche Kontinuität einer ebenso engagierten wie effizienten Frauenförderung. Als umtriebige Vermittlerin und Impulsgeberin hat sie auch vor vier Jahren das Münchner Kunstwochenende mitbegründet. Diese Initiative von etwa 20 zeitgenössischen Galerien hat sich zum Ziel gesetzt, gute Künstlerinnen und Künstler, Sammler, Kuratorinnen und Kuratoren nach München zu holen und im Diskurs zusammenzubringen. Dabei legen die Galerien in ihren Ausstellungen großen Wert darauf, einen Künstler in…