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Ausstellungen: München · von Heinz Schütz · S. 376 - 379
Ausstellungen: München , 2004

HEINZ SCHÜTZ

Eine neue Kunst?
Eine andere Natur!

Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert
Kunsthalle der Hypo-Kulturstiftung, München, 1.5. – 8.7.2004

Der Fotoboom der achtziger und neunziger Jahre brachte das tafelbildartige Groszfoto und den fotografischen Dokumentarismus in die Museen und Galerien. Die heute selbstverständliche Präsenz von Fotografie im institutionalisierten Kunstkontext lässt vergessen, dass etwa noch 1981 auf einem Düsseldorfer Symposium das Thema “Ist Fotografie Kunst? – Gehört Fotografie ins Museum?” diskutiert wurde. Der Fotoboom machte die aus dem 19. Jahrhundert herüberreichende Kunst-Foto-Debatte endgültig zum Anachronismus. Gleichzeitig suggerierte er durch die Entfaltung neuer technologischer Möglichkeiten vom Cibachrome bis zum Fotoshop eine Art Neuerfindung der Fotografie. Da der Fotoboom im Kunstkontext verankert ist, wurden seine fotohistorischen Voraussetzungen bis heute weitgehend ignoriert. Im Kunstkontext vollzog sich denn auch, trotz des konzeptualistischen Ausgangspunktes, die Annäherung der Fotografie an das Tafelbild, wobei die Omnipräsenz von Groszfotos inzwischen zu einer Sättigung der Wahrnehmung geführt hat. Der Blick prallt zunehmend von den brillanten Oberflächen ab und nimmt nun deren Reproduktion wahr. Der Rückzug der Fotografie im Kunstkontext hat bereits begonnen. Desto bedeutender ist und bleibt ihre Rolle ausserhalb des Kunstkontextes. Die jüngst publizierten Bilder amerikanischer Folterer aus dem Irak beweisen erneut: Was nicht fotografisch belegt ist, wird nicht wahrgenommen. Und: Die Fotografie produziert das Reale, das für sie zugerichtet wird.

Das Verdienst der Ausstellung “Fotografie und Malerei im 19. Jahrhundert” besteht darin, dass sie vor dem Kunsthorizont der Gegenwart eine historische Perspektive eröffnet. Das heißt, die längst obsolete Frage, ob Fotografie Kunst sei, wird nicht thematisiert. Die Ausstellung stellt, ohne…


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