Eine Zeit für Träume
Das weite Experimentierfeld der unter 35jährigen
Zur 4.Biennale für Junge Kunst in Moskau
Von Heinz-Norbert Jocks
Der Titel „A time for dreams“ der 4.Internationalen Moskau Biennale für junge Kunst im Museum of Moscow, die parallel zur Manifesta in Petersburg stattfindet, hat etwas Verlockendes und zudem In -die-Zukunft-Weisendes. Im Gegensatz zu Sigmund Freud, der den Traum in den Bereich der Wunschsublimierung ansiedelte, sind für David Elliott, den Kurator der Biennale, Träume nicht nur Narrative, die das Reale transzendieren, oder imaginäre Parallelwelten, sondern bewusste und fundamentale Akte, die, in Auseinandersetzung mit den konkreten sozialen und politischen Bedingungen geschaffen, der Geschichte, der Natur und dem Leben erst ihre Form und ihre Bedeutung verleihen. Insofern bieten sie einen Schlüssel zum Überleben. Vor dem Hintergrund möchte Elliott Vorschläge, Mythen, Wünsche und Träume präsentieren, die mit der Wirklichkeit korrespondieren und auf diese ein anderes Licht werfen.
Das Besondere an dieser Biennale ist, dass der Kurator die Künstler nicht direkt bestimmte. Vielmehr konnten sich diese selbst bewerben, insofern sie nicht älter als 35 alte sind. Schon von daher ist zu erwarten, dass die Biennale sich über das hinaus wagt, was bereits durchgesetzt und abgesegnet ist, und dass sie mehr Überraschungen bereithält als etwa die auf dem festen Grund des von der Kunstwelt Anerkannten beruhende Manifesta in Sankt Petersburg. Von vielen Künstlern hat man bisher nur wenig gehört und gesehen. Und obwohl die sich auf zwei Etagen erstreckende, vom National Center for Contemporary Art und vom Moskauer Museum of Modern Art organisierte und von…