Michael Stoeber
Sammlung Reinking
»Existenzielle Bildwelten«
Weserburg | Museum für moderne Kunst, 24.5. – 1.2.2015
In dieser Schau geht es um alles. Um Tod und Leben und um die großen Sinnfragen der Existenz. Warum gibt es uns überhaupt und warum müssen wir sterben? Nach Eintritt in die Ausstellung auf der dritten Etage der Weserburg konfrontiert uns Gregor Gaidas Plastik „Rest von Schwarz“ (2008) damit. Das Werk zeigt indes eher den Rest eines Menschen. Kopf und Körper ausgehöhlt, schwenkt er, auf einem Sockel stehend, als Emissär des Todes gleichwohl mit machtvollem Gestus zwei schwarze Fahnen, die sich emblematisch über dieser Schau entfalten. „Denn alles, was da lebt, ist wert, dass es zugrunde geht,“ scheint uns die Inszenierung, keineswegs unfröhlich, zuzurufen, dabei Mephisto aus Goethes „Faust“ zitierend. Dem fleißigen Fahnenschwinger hat Frank Gerritz mit einem Wandbild aus grauem Grafit eine angemessen melancholische Bühne bereitet. Vor ihm liegen drei weiße Marmorquader von Arno Rautenberg. Epitaphe, deren Inschriften uns an das rote Schwert von Yoshitoshi, den blauen Himmel von Hokusai und die Schneeflocke von Hiroshige erinnern. Und mit ihnen daran, dass auch die „unvergängliche“ Kunst nur so lange lebt, wie sie im musée imaginaire des Betrachters präsent ist und dort Bedeutung für ihn entwickelt. Schräg gegenüber hängt eine „Compression“ (1967) von César an der Wand. In solchen Werken schob der südfranzösische Künstler Metallschrott zu Blöcken zusammen. Sie ließen danach nicht nur den hohen ästhetischen Reiz des scheinbar Wertlosen und Weggeworfenen erkennen, sondern gewannen auch einen zweiten Atem in der Kunst. Dass der Tod zu allen Zeiten…