Dieter Buchhart
Exceeding Paint / Expanding Painting
Die Gratwanderung eines kuratorischen Experiments
Pratt Manhattan Gallery, Pratt Institute, 20.05.05 – 16.07.05
Das Projekt ist ambitiös, stellt doch die Kuratorin Karen E. Jones eingangs die kunsthistorisch nicht unwesentlichen Fragen was Malerei ist, was Farbe ist, was postkonzeptuelle Malerei ist und so weiter bis hin zu dem Fragenkomplex, ob Malerei ihre Parameter ausdehnen kann. Fragen, die seit Jahrzehnten in zahllosen Publikationen, Artikeln, Büchern, Ausstellungen und Projekten zu erörtern gesucht wurden und werden und stets vor dem Hintergrund neuer Tendenzen und Strömungen in der Malerei wie jener der so genannten “Neuen Leipziger Schule” an Aktualität gewinnen. Doch wie gesagt, ein sehr ambitiöses Thema, das grundlegend nach einer umfassenden Auseinandersetzung drängt und in Anbetracht seiner kunsthistorischen Brisanz eine umfangreiche Präsentation im MoMA oder Centre Pompidou vermuten lässt. Doch die Ausstellung “Exceeding Paint / Expanding Painting” ist auf eine schmale Auswahl von vierzehn KünstlerInnen in der angesehenen Pratt Manhattan Gallery beschränkt. Stellt sich die Frage, was eine derart reduzierte Präsentation innerhalb eines derart umfangreichen Themenkomplexes leisten kann und will.
Den historischen Ausgangspunkt der Schau bildet Mierle Laderman Ukeles’ Performance “Hartford Wash” aus 1973, in der die Künstlerin eine Flüssigkeit auf die Eingangsstufen des Wadsworth Atheneum in Hartford in Connecticut, einer der alteingesessenen Kunstinstitutionen der USA, schüttete. Der Akt des Stufenwaschens war als institutionale Kritik an der Marginalisierung von Frauen im Museumskontext angelegt und auf die Gesellschaft an sich übertragbar. Die Handlung implizierte sowohl die dem gesellschaftlichen Rollenbild der Frau zugedachte Aufgabe der Versorgungsarbeit in Form der Tätigkeit des Stufenwaschens…
