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Ausstellungen: Köln · von Laura Dresch · S. 253 - 254
Ausstellungen: Köln ,

Köln
Franka Hörnschemeyer

Gipskartonfeuerschutz
Museum Schnütgen 19.10.2023 – 21.01.2024

von Laura Dresch

Wörter hallen durchs Museum: Mauerwerk, Feuermelder, Lüftung. Franka Hörnschemeyers Stimme erklingt aus filigranen Lautsprechern, platziert auf schwarzen Stativen. Wie Figurenstelen fügen sie sich zwischen den mittelalterlichen Sammlungsobjekten des Museum Schnütgen ein, sind jedoch derart minimalistisch, dass sie fast verschwinden. Das Museum Schnütgen beherbergt die Kunstsammlung des Domkapitulars Alexander Schnütgen (1843 – 1918) und wird heute in der musealisierten romanischen Cäcilienkirche präsentiert. Ergänzt wird die andächtige Ausstellungsfläche durch einen Annex aus der Nachkriegszeit und einen Neubau. Hörnschemeyers Audioarbeit ist bewusst in allen drei Gebäudeteilen präsent. Durch die Platzierung zwischen den Sammlungsobjekten erhält Gipskartonfeuerschutz den Charakter einer Intervention und eröffnet, umgeben von mittelalterlicher Sakralkunst, zahlreiche Deutungsebenen.

Die ältesten Objekte stammen aus der Zeit Karls des Großen. Mitten in einem dunklen Raum für lichtempfindliche Werke schwebt ein Elfenbeinkamm aus dem 9. Jahrhundert. Eingeschnitzt in dieses Sammlungshighlight ist Jesus am Kreuz, eingerahmt von römischen Soldaten mit Essigschwamm und Speer. Der Kamm wurde zeremoniell verwendet, um das Haar des Bischofs zu kämmen und so symbolisch seine Gedanken zu ordnen und die Konzentration zu fördern. „Gipskartonfeuerschutz“ hat eine ähnliche Kraft: Hören kann die Wörter nur, wer stehen bleibt und aufmerksam lauscht, das Handy zur Seite legt und ein paar Minuten still ist. Zwischen jedem Wort steht eine 22-sekündige Pause, eine Pause in der sich zahlreiche Assoziationsketten ergeben. Während Begriffe wie „Krone“ und „Holz“ uns in der mittelalterlichen Sakralkunst direkt begegnen, muss man ein bisschen schmunzeln, wenn im Museum Wörter wie „Müllraum“ oder „Urinalstände“ erklingen und beginnt dann doch…

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