Ann-Katrin Günzel
Franz West: Autotheater
Museum Ludwig, Köln, 11.12.2009 – 14.03.2010
Der Titel der Retrospektive, die das Kölner Museum Ludwig dem Wiener Künstler Franz West ausrichtet, ist programmatisch und hat in seiner übergeordneten Eigenschaft Aufforderungscharakter: Autotheater. Es geht um das interaktive Kunsterfassen, bei dem der Betrachter zum Akteur wird. West hat in den 70er Jahren, beeinflusst von den Wiener Aktionisten, seinen ersten Ausstellungseröffnungen einen performativen Charakter gegeben und sich mit der Öffnung und Erweiterung des Kunstbegriffs auseinandergesetzt, was in der Folge zu einer Kunst geführt hat, welche den Betrachter als Partizipanten einbezieht. Statt kontemplativ vor dem Kunstwerk zu stehen, ist er aufgefordert, sich aktiv mit den Werken auseinander zu setzen, damit zu hantieren und so sich selbst einzubringen. Mitte der 70er Jahre hatte West mit seinen Passstücken begonnen, kleinen Gips-Skulpturen, die – an die Wand angelehnt – vom Besucher in die Hand genommen werden können, um mit ihnen körperlich in Aktion zu treten. Auf diese Weise kann zu den Skulpturen eine haptische Beziehung entstehen. West erklärt in einem Interview, dass er sie auch als den Versuch der Formgebung neurotischer Symptome (ihrer Benutzer) verstehe. Da sie erstmals ohne jeden inhaltlichen Bezug und ganz unabhängig von bildlichen Assoziationen für sich stehen, lediglich durch ihre Benennung als Passstück die formale Vorgabe des Zusammenspiels andeutend, fordern sie zur Eigenständigkeit auch im Handeln auf. Idealerweise provozieren sie außergewöhnliche Gesten. Dazu ist persönliches Engagement gefragt, die Bereitschaft, sich körperlich im Raum zu bewegen und sich dabei gleichzeitig zu zeigen – Teil der Ausstellung zu werden. Dieser Hürde…