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Titel: Wirtschaft und Kunst · von Gerald Nestler · S. 150 - 163
Titel: Wirtschaft und Kunst , 2010

Allan Sekula
Lügen ist heute ein Leistungsprinzip ersten Grades.

Ein Gespräch von Dieter Buchhart und Gerald Nestler

Allan Sekula bedient sich seit Anfang der 1970er Jahre in seinen Fotografien und Filmen der Aussage und Wirkungskraft von sozial engagierter Fotografie, ohne jedoch die Authentizität der Dokumentarfotografie zu behaupten. In Werken wie „Fish Story“ zeichnet er die Produktionsbedingungen des globalisierten Kapitalismus in der maritimen Wirtschaft. Er setzt sich mit unserer Arbeits- und Warenwelt auseinander, jedoch niemals unreflektiert, auch nicht seinen eigenen Produktionsbedingungen gegenüber.

***

Dieter Buchhart/Gerald Nestler: Für Ihren „kritischen Realismus“, wie Sie Ihre Praxis in „Photography Against the Grain: Essays and Photoworks 1973-1983“ bezeichneten, nutzen Sie die expressive und effektive Macht einer sich sozial engagierenden, kritischen Fotografie. Was kann Fotografie durch die Abbildung sozialer Realität erreichen?

Allan Sekula: Soweit ich mich zurückerinnere, habe ich den Begriff „kritischer Realismus“ selbst nie verwendet. Was ich in „Photography Against the Grain“ einforderte, war eine kritische soziale Praxis der Dokumentation („a critical social documentary“). Dies mag auf den ersten Blick nach einer etwas bescheideneren und begrenzteren Terminologie klingen, die sich auf eine Gattung beschränkt, anstatt einen Platz innerhalb einer breiter geführten ästhetischen Debatte einzufordern. Ich habe jedoch erzählerische, theatralische und performative Elemente für die Dokumentation berücksichtigt, mit der Begründung, dass soziale Interaktion bereits performativ ist, und zwar schon bevor die Kameras auf der Szene erscheinen. Später konnte ich das Argument weiterentwickeln, dass die Dokumentation, gerade weil sie als ein „böses Objekt“ ästhetischer Ansprüche und institutioneller Statussuche in der Fotografie diente, genau die Art diskreditierter Praxis war, die sich als Plattform…

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