Friedrich Kunath
Gescheiterte Melancholie
Ein Gespräch von Michael Stoeber
Das Alter Ego des Künstlers Friedrich Kunath ist der Clown. Eine Figur, die Maler und Schriftsteller zu allen Zeiten fasziniert hat. Weil sie auf die Stimme ihres Herzens hört, das Paradox liebt und mit beiden Beinen fest in den Wolken steht. Eine der schönsten Arbeiten des 1974 in Chemnitz geborenen Künstlers, der heute in Los Angeles lebt, zeigt ein informelles Bild, in dessen glühenden Farben ein krakeliger, unsicherer Schriftzug herzzerreißend fragt: „If you leave me can I come, too?“ Multimediakünstler Kunath ist ein Romantiker, der es anders weiß, aber nicht wahr haben will. Eigensinnig träumt er von Liebe, Selbstverwirklichung und Solidarität. Dabei wirkt er wie ein zeitgenössischer Augustinus („Credo quia absurdum.“), der gegen jede Wahrscheinlichkeit an das Glück glaubt und sich quer stellt zum opportunistischen Zeitgeist. In seinen Werken leuchtet in der „Gnade des Slapsticks“ (Thomas Glavinic) die Sehnsucht nach einem sinnreichen und gelingenden Leben auf. Der Kunstverein Hannover zeigt die erste institutionelle Übersichtsausstellung des Künstlers in Deutschland.
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Michael Stoeber: In Ihrem Werk tauchen immer wieder Paradoxien auf. Gleich im ersten Saal Ihrer Ausstellung im hannoverschen Kunstverein begegnen wir einem in Jeanstoff eingeschlagenen Sarg. Die Jeans als Symbol der forever young generation werden zum Dekor des Todes. Was ist so interessant am Paradox?
FRIEDRICH KUNATH: Für mich spiegelt sich im Paradox sehr schön die Dualität des Lebens. Das Motiv für den Jeanssarg war der Versuch, den Tod wegzulachen, ihn lächerlich zu machen, wenn Sie so wollen, ihm seinen Stachel zu nehmen. Darüber hinaus sind die…