Ludwigshafen
Gewächse der Seele
Pflanzenfantasien zwischen Symbolismus und Outsider Art
Wilhelm-Hack-Museum in Kooperation mit Sammlung Prinzhorn Heidelberg, Museum Haus Cajeth Heidelberg, Galerie Alte Turnhalle Bad Dürkheim, zeitraumexit Mannheim 31.03. – 04.08.2019
von Judith Elisabeth Weiss
Fast könnte man meinen, dass die gegenwärtige Konjunktur von Ausstellungen über Pflanzen ein Symptom ihrer Verlustgeschichte sei. An die Stelle der natürlichen Pflanzenwelt, die bekanntlich von einem rasanten Artenschwund gezeichnet ist, tritt ihr Bild und damit eine Aktualisierung des Vegetabilen als Metapher und künstlerisches Wirkungsfeld. Auch in den Kulturwissenschaften ist, ausgehend von den sogenannten Plant Studies, eine Hinwendung zur Pflanze als Wissensfigur zu beobachten.
Gleich fünf Institutionen würdigen die Pflanze in einem Kooperationsprojekt und präsentieren die künstlerische Faszination für das Vegetabile jenseits von Blumenmalerei, grünen Landschaftsetüden und botanischen Formstudien. Im Zentrum steht vielmehr die menschliche Psyche. Der historische Ausgangspunkt im Wilhelm-Hack-Museum sind Werke der mediumistischen Kunst, des Symbolismus und des Surrealismus, die Pflanzen mit Potentialen des Spirituellen verbinden und sie als Ausdruck innerer Seelenzustände in Szene setzen. In den Mandalas von Anna Haskel und den all-over-Zeichnungen von Georgiana Houghton formen Spiralen und wellenartige Linien Florales und ziehen den Blick dabei an einen anderen Ort. So organisch wie undurchdringlich werden auch die Waldstücke und Vegetationen von Max Ernst zu Orten der Verzauberung wie auch des Unheimlichen und eröffnen das Terrain des Unbewussten. Die einzelnen Ausstellungsteile sind bevölkert von rätselhaften Zwitterwesen aus Pflanze und Mensch. Immer wieder tritt das Pflanzlich-Vegetabile als exemplarisches Sujet hervor, in dem sich eine Auseinandersetzung mit dem Weiblichen zeigt, wenn Blüten und Früchte zu Metaphern für Erotik…