Gabi Czöppan
Juliao Sarmento
Galerie Bernd Klüser, 31.5.-30.9.1988
Seine bisherige Laufbahn könnte man als “eine kaleidoskopartige Reihe künstlerischer Erfahrungen” bezeichnen. Jene Beschreibung, die Marcel Duchamp einst auf seinen Freund und Künstler-Kollegen Francis Picabia anwandte. Ähnlich wie jener bedient sich der 1948 in Lissabon geborene Maler Juliao Sarmento eines bildnerischen Verfahrens, bei dem die räumlichen und flächenhaften Elemente des Gemäldes in eine Art inneren Monolog treten.
Die Kommunikation der Einzelteile mit dem Ganzen erfolgt sowohl inhaltlich als auch formal: Sarmento bezieht stets mehrere Keilrahmen mit den fertigen Einzelbildern und fügt diese anschließend zu einem Bildganzen zusammen. Ihre heterogenen Motive deuten auf Literatur, Fotografie, Film, Kunstgeschichte, Massenmedien und Alltag, mischen sich aber letztlich zu einer spannungsreichen Synthese voll irritierender Widersprüche. Im Conversation Piece (1987), das Sarmento ursprünglich auf der letzten documenta zeigen wollte, fügt sich der Ausschnitt eines Landschaftsgemäldes, das an Cezannes Studien erinnert, auch an einen Bildteil mit einem abstrakten Farbquader und der Zeichnung einer Hand, die ein technisches Gerät bearbeitet. In den Spuren eines vergessenen Körpers (1988) ist ein behämmertes Bleistück, in dessen Mitte drei schwarze Punkte gemalt sind, mit einer dunkel bemalten Leinwandfläche, deren sandiger Grund eine Vagina-gleiche farbverlaufene, glänzende Öffnung freigibt, konfrontiert.
Die Gemälde und Zeichnungen Juliao Sarmentos setzen Signale in unterschiedlich eingebettete Situationen, durch die sich deren Semantik verschiebt. Die Literarische Idee der mehrsträngig versprengten, alogischen Erzählstränge scheint bereits in den Titeln der vierzehn Gemälde auf. Gnadenstoß (1988) – nicht nur Ausstellungstitel, sondern auch Name eines Buches der belgischen Literatin Marguerite Yourcenar -, Die geheime Erinnerung der Sinne (1987/8), Ein kleiner…