GESPRÄCH MIT JANA STERBAK
ES GEHT MIR DARUM, MIT DEN AUGEN EINES ANDEREN ZU SEHEN
Die Wörter “hier” und “dort” bezeichnen Orte, die es eigentlich nicht gibt; so wie das “andere Ufer”, das immer gerade da ist, wo wir nicht sind. Wenn Jana Sterbak ihre neue Video-Arbeit From Here to There nennt, dann spielt sie nicht nur mit diesen austauschbaren Ortsbezügen, sondern auch mit verschiedenen Sichtweisen auf die Welt. Zum Beispiel der eines Hundes und der eines Menschen. Der Tradition der subjektiven Kamera folgend hat sie einem Hund eine kleine Kamera und eine Batterie angeschnallt. Der Jagdhund Stanley dreht also aus seinem Blick und Rhythmus die Landschaft am St. Lawrence River im hohen Norden von Kanada. Dazu gehört ein Pendant: Stadtbilder aus Venedig. Ein einfaches Konzept, das viel Raum lässt für die Realisierung der eigentlichen Video-Arbeit. Jana Sterbak wählt von hundert Stunden Material 12 Minuten; baut sechs simultane Bildschirme zu einer kapellenförmigen Installation; verbindet die Bilder, die für den Betrachter (der unwillkürlich hin- und herschaut und meint, ihm würde etwas entgehen) kaum zu erfassen sind, mit den Klängen der Goldberg-Variationen. Es ist die erste große Video-Arbeit der 1955 geborenen, tschechisch-kanadischen Künstlerin, die in Montréal und Barcelona lebt. Bekannt ist sie durch ihre performancehaften Skulpturen – wie Proto-Sisyphe (1991), jene Halbkugel aus gebogenen Gitterstäben, in denen jeder Benutzer zum Stehaufmännchen wird; oder Generic Man (1990, Aperto) jener Photographie, die einen Mann mit rasiertem Kopf zeigt: in dessen Nacken ist das Zeichen einer Warenkodierung gestempelt; oder Vanitas Flesh Dress for an Albino Anorexic…