SPANIEN: Santiago Sierra Keep Smiling: Im Februar 2003 reiste der spanische Ministerpräsident José Maria Aznar zu einem Staatsbesuch in die USA. Mit blendend strahlender Miene präsentierte er sich neben US-Präsident George W. Bush den TV-Kameras – wenn man den britischen Premier wegen seiner transatlantischen Ergebenheit als Pudel bezeichnet hat, so hätte man Aznar anhand der Fernsehbilder Bushs Beagle oder Basset nennen müssen. Hat jetzt der spanische Künstler Santiago Sierra dem telegerechten Nationalstolz einen demütigenden Schlag versetzt? Immerhin passt der Umbau, den Sierra am Pabellón de España durchführen ließ, ganz und gar nicht zum dekorativen Habitus staatlicher Repräsentation. Den Landesnamen über dem Eingangsportal hat Sierra in schwarze, verstaubte Müllsäcke gepackt, und schon der Titel dieser Intervention strotzt vor Nichtachtung: “Covered word” nennt Sierra seine Emballage, so als wenn “España” ein Wort wie jedes andere wäre. Verglichen mit dem Zugang zu dem 1922 errichteten, 1952 renovierten Gebäude erscheint die schnöde Ummantelung als Kleinigkeit. Der gesamte Eingangsbereich ist raumhoch mit einer Mauer aus rauen Betonsteinen verbarrikadiert. Den schmalen Korridor, der den Besuchern noch bleibt, hat Sierra im Stil einer Baustelle belassen. Immerhin: Die Nasszelle ist fast fertiggestellt, die Klospülung funktioniert.
Grundlage von Sierras künstlerischer Konzeption ist die Auseinandersetzung mit formalen Reduktionen, wie er sie etwa bei Ulrich Rückriem und Richard Serra kennen gelernt hat, deren Arbeiten ihm vor allem während seiner Studienzeit in Madrid und Hamburg wichtig waren. Diesen im weitesten Sinne der konkreten Kunst verpflichteten Ansatz hat Santiago Sierra später kritisch hinterfragt und ad absurdum geführt, indem er ihn dort verwirklichte,…