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Ausstellungen: München · S. 310 - 311
Ausstellungen: München , 2014

München
Cornelia Gockel

La voix humaine
»Digitaler Narzissmus und soziale Isolation«

Kunstverein München, 24.1. – 30.3.2014

Tränen rinnen der Frau über das Gesicht. Angsterfüllt hält sie das Telefon an ihr Ohr gepresst. Es ist die einzige Verbindung, die ihr noch zu ihrem Geliebten am anderen Ende der Leitung bleibt. Der Telefonhörer wird zum Ersatz für die reale Verbindung zu diesem Mann, den sie in der Realität schon längst verloren hat. Stellvertretend für den abwesenden Liebhaber liebkost sie das technische Gerät.

Die dramatische Opernszene stammt aus „La voix humaine“, einer Verfilmung der Monooper von Francis Poulenc aus den späten 1950er-Jahren. Der französische Komponist hatte dafür eine Partitur zu dem Theaterstück von Jean Cocteau geschrieben. Die Verfilmung von Dominique Delouche mit der Sopranistin Denise Duval von 1970 bildet den Ausgangspunkt für die gleichnamige Ausstellung im Kunstverein, in der gefragt wird, welchen Einfluss die neue Kommunikationstechnologien auf die zwischenmenschlichen Beziehungen haben.

Das Thema kommt zur rechten Zeit, denn die Zahl der Internetnutzer wächst weltweit. In Deutschland haben sich die Nutzer von Smartphones in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Über 60 Prozent der Gesamtbevölkerung sind es bereits in Großbritannien. Ein Großteil der Kommunikation läuft über soziale Netzwerke wie zum Beispiel Facebook, das in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag feiert. In den Feuilletons wird heiß diskutiert, ob die Kommunikationsplattform Segen oder Fluch ist, oder ob nicht schon ihr Ende naht. Denn im Netz haben sich inzwischen neue Plattformen wie zum Beispiel Whisper etabliert, die sich der Datensammelwut und Kommerzialisierung von Facebook entgegenstellen.

Aber in der Ausstellung geht es nicht…



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