Hans-Dieter Fronz
Letzte Bilder
»Von Manet bis Kippenberger«
Schirn Kunsthalle, Frankfurt, 15.2. – 12.5.2013
Das Spätwerk bedeutender Künstler, in früheren Zeiten bei Nichtgefallen gern als Symptom schwindender Schaffenskraft, ja sklerotischer Erstarrung gewertet, steht heute grundsätzlich unter Genieverdacht. Noch ein Jahrhundertkünstler wie Picasso stieß mit seiner späten Malerei auf breite Ablehnung – mehr selbst als mit der grundstürzenden Bildkunst seiner „Demoiselles d’Avignon“ oder den Schöpfungen der kubistischen Phase. Heute ist nicht nur der späte Picasso rehabilitiert, das Spätwerk von Künstlern stößt insgemein auf gesteigertes Interesse. In aller Regel – und häufig vollkommen zu Recht – steht es mittlerweile hoch im Kurs. Ist doch die Erfahrung eines langen Künstlerlebens im Zweifel keine schlechte Grundlage für Entwicklungen wie Verdichtung, Intensivierung und Steigerung, wie sie verstärkt gerade im gereiften Oeuvre eines Künstlers anzutreffen sind. Manchmal auch für das Wagnis, die ausgetretenen Pfade des Bekannten zu verlassen, noch einmal etwas völlig Neues zu beginnen.
Naturgemäß kreist die Ausstellung „Letzte Bilder. Von „Manet bis Kippenberger“ in der Frankfurter Schirn Kunsthalle auch ums Phänomen des Spät- und Alterswerks – jedoch nicht nur. Und zwar allein schon deshalb nicht, weil einige der ausgestellten Künstler, flapsig formuliert, das Renteneintrittsalter nicht erreichten. Oder kann man Andy Warhols umfangreichen Werkzyklus „The Last Supper“, an dem er bis kurz vor seinem plötzlichen Tod arbeitete, bereits als einem Spätwerk zugehörig bezeichnen? Noch viel weniger lässt sich solches von Martin Kippenbergers letzte Bilderserie „Jacqueline: The Paintings Pablo Couldn’t Paint Anymore“ sagen.
Dafür sind Kippenbergers Malereien tatsächlich letzte Bilder – während der Ausstellungstitel auf andere Exponate im strengen Sinn…