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Ausstellungen: Herford · von Dirk Schwarze · S. 324 - 326
Ausstellungen: Herford , 2009

Dirk Schwarze
Loss of Control

Zwischen Provokation und Hysterie
Museum MARTa Herford, 1. 11. 2008 – 25. 1. 2009

Aus welcher Quelle speist sich künstlerische Kreativität? Sicher am wenigsten aus der akademischen Schulung. Denn irgendwann versuchen viele der zur handwerklichen Meisterschaft ausgebildeten Künstler, das akademische Korsett abzustreifen, das kontrollierte Arbeiten zu überwinden und jene Ursprünglichkeit zu erlangen, die sie an Kindern und archaischen Künstlern bewundern. Andere hingegen treiben ihre Genialität in die Grenzbereiche des Wahnsinns, weil sie von Neurosen getrieben sind oder mit der Last ihres Lebens nur fertig werden, wenn sie durch Alkohol und andere Drogen ihre Phantasien und Albträume freisetzen. Im Auskosten und künstlerischen Umsetzen dieser aus dem Unterbewussten auftauchenden Bilder kommen sie jenen nahe, die als psychisch krank gelten und zur bildnerischen Arbeit angehalten werden. Sie alle haben ganz oder zu Teilen die rationale Kontrolle über ihr Schaffen verloren oder aufgegeben.

Die Kunst des 20. Jahrhunderts hat wesentliche Impulse durch die Einbeziehung archaischer Kunst, vornehmlich aus Afrika und der Südsee, sowie die Kunst psychisch Kranker gewonnen. Die Kubisten und der Blaue Reiter, die Sammlung Prinzhorn und die Surrealisten sowie Jean Dubuffet und die Art Brut haben dazu beigetragen, die selbst geschaffene Abkapselung der „normalen Kunst“ aufzubrechen. Und immer wieder hat es Ausstellungen gegeben, in denen der Grenzbereich zwischen Genie und Wahnsinn, zwischen künstlerischer Besessenheit und zwanghafter Gestaltungskraft, ausgelotet und neu bestimmt wurde. Harald Szeemann versuchte dergleichen, als er in die documenta 5 (1972) die Kunst der Geisteskranken im Spannungsfeld von religiösem Kitsch, Wiener Aktionisten und der neuen Malerei von Penck…



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