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Ausstellungen: New York · von Doris von Drathen · S. 386 - 388
Ausstellungen: New York , 2009

Doris von Drathen
Matt Mullican

»A Drawing Tanslates the Way of Thinking«
Drawing Center, New York, 21.11.2008 – 5.2.2009

Warum ist es so bewegend, Vergleiche anzustellen zwischen Skizzen und Meisterzeichnungen, zwischen Vorzeichnungen und Gemälden eines selben Motivs, oder gar noch den Gegenstand selbst im Verhältnis zu seinem Bild zu überprüfen? Der Zwischenraum, der sich auftut zwischen möglichen Realitäten, ist beunruhigend, denn er untergräbt unser Wirklichkeitsgewebe, das zusammenhält durch Überzeugung und Konvention.

Genau in diesem Zwischenraum arbeitet Matt Mullican. Der 1951 in Kalifornien geborene Künstler breitet zum ersten Mal in Amerika mehr als hundert Arbeiten auf Papier aus. Dreißig Jahre umfassen engbeschriebene Notizbuchseiten, kartographische Diagramme, Frottagen, unter Hypnose hergestellte Zeichnungen, schematische Plakate, Systemzeichnungen, Symbole und höhlenmalereiartige Zeichen und beweisen in ihrer Intensität und Vielfalt, dass Mullican neben seinen digitalen virtuellen Lebenswelten seit dem Beginn seines Werks ein zweites Werk entwickelt hat, eine permanente zeichnerische Suche nach Wahrnehmungs- und Welterfassung, eine Erforschung der Grenze zwischen virtueller und erlebter Realität, die für ihn in der physisch erfahrenen Auswirkung und Konsequenz einer Lebenssituation liegt.

Möglicherweise ist der große Erfolg dieser Ausstellung gerade damit zu erklären, dass der Betrachter hier die pulsierende Lebensader dessen erfährt, der nur für sich zeichnet, nicht um Kunst zu schaffen, sondern weil er um Einsicht kämpft.

So erfahren wir aus den Notizbüchern des gerade Zwanzigjährigen, der versucht, seinen Platz in der Konzeptkunst „nach Lawrence Weiner und nach Joseph Kosuth“ zu finden, wie Mullican schon als Kind die Wirklichkeit dort gesucht hat, wo unser Blickfeld aufhört: „Als Junge fragte ich mich immer, was die…



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von Doris von Drathen

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