Edgar Schmitz
Turner Prize 2008
»Selbstdarstellungen«
Tate Britain, London, 30.9.2008 – 18.1.2009
Natürlich ist der Turner Prize eigentlich keine Ausstellung: vier KünstlerInnen inszenieren sich in der Tate Britain als Anwärter auf einen Preis, der sich immer noch gerne als bedeutendster britischer Kunstpreis darstellt; eine Reihe von Einzelpräsentationen werden aufeinander losgelassen, die vor allem auf die Ausstellungen zurückzuverweisen haben, für die die Vier jeweils nominiert wurden; und all das unter dem wertenden Blick eines Publikums, das hier immer wieder ganz ausdrücklich zum Miturteilen eingeladen ist – am Ausgang gibt es auch dieses Jahr wieder die Pinwand, an der mehr oder weniger smarte und mehr oder weniger selbstbewusst ironische Bewertungsfetzen angepinnt werden und so etwas wie eine demokratische Atmosphäre um die Belange der Gegenwartskunst einklagen. (Dass sich die Jury aus Architekt David Adjaye, Eurokurator Daniel Birnbaum, Suzanne Cotter von Modern Art Oxford, Jennifer Higgie vom Frieze Magazin und Stephen Deuchar von der Tate auf Mark Leckey als diesjährigen Gewinner geeinigt hat und Nick Cave den Preis schon überreicht hat, ist dabei fast zur Zwischenetappe heruntergespielt.)
Das Material bietet sich dafür zum Teil auch wirklich an: Goshka Macugas Arbeit erscheint als Metaarchiv, das sowohl Ausstellungsgeschichte als auch kombinatorische Kunst und deren Verwicklungen mit Designgeschichte und ihren Aufladungen vorführt, wenn sie neben rekonstruierten Glas- und Metallgebilden aus den dreißiger Jahren Montagekombinationen aus dazugehörigem Archivmaterial vorführt – die Installation wird hier zum historischen Forschungsprojekt und gleichzeitig zur Frage nach dessen Verwertbarkeit. Runa Islam zeigt eine Reihe ihrer Filme, die Filmisches als Medium einklagen und zwischen dem Spiel mit…