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Ausstellungen: München · von Cornelia Gockel · S. 331 - 332
Ausstellungen: München , 2013

Cornelia Gockel
Mel Bochner

»Wenn sich die Farbe ändert«
Haus der Kunst, München, 6.3. – 23.6.2013

NEBBISH, NUDZH, MESHUGENER, ALTER KOCKER ist auf dem Spruchband zu lesen, das sich wie ein Fries über den Säulen des Hauses der Kunst an der Fassade entlang spannt. Es sind Schimpfwörter aus dem Jiddischen, die aber heute auch in der Alltagssprache der US-Amerikaner verwendet werden. Aus dem deutschen Wortschatz sind sie verschwunden, ebenso wie auch ein Großteil der jüdischen Bevölkerung aus Deutschland verschwunden ist. Die gelben Buchstaben auf schwarzem Grund erinnern an den gelben Stern, mit dem Juden im Nationalsozialismus gebrandmarkt wurden. Die negative Aufladung der Farbigkeit steht im Kontrast zur Bedeutung der Worte, die Teil einer bis in die Gegenwart reichenden jüdischen Identität sind. Der amerikanische Konzeptkünstler Mel Bochner hat diese eindringliche Arbeit 2006 für das Spertus Institute of Jewish Studies in Chicago geschaffen. In Deutschland, dem Land der Täter, und an der Fassade des Haus der Kunst, einem der ersten Repräsentationsbauten der Nationalsozialisten, hat das Spruchband mit den leuchtend gelben Buchstaben, die man schon von Weitem lesen kann, eine ganz andere Brisanz. „Ich möchte den Deutschen eine verlorengegangene Sprache zurückbringen“, erklärt der Künstler: „Es geht um die Rückkehr von etwas Unterdrücktem. Ich möchte all diesen Menschen eine Stimme zurückgeben, die so wesentlich waren für die deutsche Kultur, die so viel bewirkten für die deutsche Philosophie, Kunst und Musik. Und die dann ausradiert wurden.”

Das Haus der Kunst zeigt das Werk Mel Bochners in einer umfangreichen Retrospektive, die in Zusammenarbeit mit der Whitechapel Gallery in London…



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