2023 im Zeichen der Neuordnung
2. Halbjahresbilanz internationaler Kunstmessen
von Sebastian C. Strenger
Mit 2023 geht das Post-Corona-Zeitalter nun zu Ende. Dabei strukturieren sich die internationalen Handelsplätze neu. Und mit ihnen in einem Merger-Prozess die internationale Szene der Kunstmessen. Nicht zuletzt hat die Pandemie die Machtverhältnisse im Kunstbetrieb verschoben – auf Veranstalterseite wie auch bei den Galerien und damit letztlich auch den Kanon in der Kunst. Unser Autor Sebastian C. Strenger ist jährlich rund um den Erdball auf den bedeutenden Kunstmessen unterwegs und hat in seiner Jahresbilanz analysiert, welche wegweisenden Entscheidungen die internationale Messelandschaft nachhaltig verändern werden und auch, welche Relevanz das Messeprodukt zukünftig noch besitzen wird.
Europa
Brexit ruft britische Beteiligungen auf den Plan
Mit Beginn des 2. Halbjahres 2023 erfolgte ein großer Paukenschlag. Im Juli kündigte die Frieze die Übernahme der traditionsreichen US-Messen Armory Show in New York und die Expo Chicago an. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie seit 2012 am Standort New York als Mitbewerber der 1994 gegründeten Armory Show selbst einen Ableger, während die Muttergesellschaft in London im zwanzigsten Jahr ihres Bestehens die Frieze ausrichtet. Beide Messen standen bereits seit längerem zum Verkauf und die negative wirtschaftliche Entwicklung im Kunstsektor jenseits des Ärmelkanals wird die Organisatoren zu einem solchen Schritt verleitet haben, um langfristig vor der Haustür das eigene Geschäft zu sichern.
Die fast schon prekäre Situation bildeten zuletzt übrigens auch die Londoner Zeitgenossen-Auktionen ab. Die teuersten und prestigeträchtigsten Werke kamen nicht in London, sondern New York unter den Hammer. Zeitgleich zur Frieze blieben zuletzt in den Abendauktionen viele Werke wie…