Leverkusen
Mischa Kuball
Referenzräume
Museum Schloss Morsbroich 05.12.2021 – 24.04.2022
von Ann-Katrin Günzel
„Kritisches Denken braucht Zeit und Raum. hier & überall“ ist auf dem großen zur Pressekonferenz an der Balkonbrüstung des Spiegelsaals aufgehängten Banner zu lesen. Ursprünglich hing es als Protestfahne im Oktober 1989 an der Leipziger Nikolaikirche, was zunächst Repressionen zur Folge hatte, bevor einen Monat später die Mauer fiel. Der Konzept- und Lichtkünstler Mischa Kuball (*1959) hat es 25 Jahre später aus diesem historischen Bezug herausgelöst und als zeitlose, immerwährende Aussage in den öffentlichen Raum überführt, wo es u. a. in Köln, Berlin, Düsseldorf und Hannover zu sehen war. Jetzt hängt es hier im Spiegelsaal und stellt einen idealen Auftakt dar, da es den Grundgedanken seiner das gesamte Schloss bespielenden Überblicksausstellung, die den Zeitraum der letzten drei Jahrzehnte seines Schaffens umfasst, auf den Punkt bringt.
In vorwiegend orts- und kontextbezogenen Projekten gestaltet und durchleuchtet Kuball seit den 1970er Jahren Raum sowie Räumlichkeit, wobei er sein kritisches Denken nicht selten ganz konkret in den Außen- resp. den öffentlichen Raum erweitert, aber auch imaginäre Räume durch sozial-politische oder historische Referenzen herstellt. Überhaupt kennzeichnen Bezüge in Form von Netzen und Verbindungen sein Denken maßgeblich und fließen direkt in sein künstlerisches Werk. So werden die hier im Museum gezeigten Referenzräume – mal mehr, mal weniger sprichwörtlich – zu kleinen Universen, zu Räumen, die Geschichten erzählen, welche Annäherungen an Orte und Geschehnisse darstellen, Gedanken über gesellschafts-politische Diskurse oder kultur-historische Verweise.
Einer der Ausstellungsräume wanderte 2017 gar selbst aus dem Museum heraus – um 14 Tage später zurückzukommen….
