Hamburg
Johanna Jaeger
clouds & pebbles
Drawing Room 25.11.2021 – 03.03.2022
von Jens Asthoff
Die Erfahrung, dass Zeit etwas Flexibles, ja, Flüssiges sei, ist mit Fotografie seit jeher in besonderer Weise verknüpft. Johanna Jaeger (*1985) macht das konzeptuell und motivisch zum Thema: Sie entwickelt ihre Bilder entlang jener Kerneigenschaft von Fotografie, reproduktives Zeitmedium zu sein. Jaeger hat dafür eine charakteristische Bildsprache entwickelt, die um Flüssig-Ephemeres kreist, also etwa Wolken, Farbverläufe, prozesshafte Auflösung von Form umfasst, umgekehrt aber auch Feststofflich-Sedimentiertes als Metapher fotografischen Festhaltens thematisiert. Auch mediale Aspekte – Entwicklungsprozess, Belichtung, Inszenierung technischen Equipments – kommen motivisch zum Tragen.
In „clouds & pebbles“, ihrer ersten Einzelschau im Hamburger Drawing Room, zeigt Jaeger installative und fotografische Arbeiten. Die Künstlerin, die an der UdK und am New Yorker Hunter College studierte, lebt heute in Berlin und lehrt seit 2021 Fotografie an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Nach zahlreichen Gruppen- und Soloausstellungen, u.a. 2019 in den Technischen Sammlungen Dresden oder 2020 bei Schwarz Contemporary, Berlin, wird Jaeger im Mai 2022 in der Galerie lokal_30 in Warschau ausstellen. Aktuell in Hamburg ist u. a. die Installation sky piece (2021) zu sehen, ein vier mal sechs Meter großer farbiger UV-Druck auf PVC. Das Bild ist begehbar: An nur einem Punkt an der Wand fixiert, ergießt es sich quasi über den Boden. Es zeigt einen Wolkenhimmel, eine fotografisch fixierte Augenblicksformation also und ein für Jaegers Werk charakteristisches Motiv. Das Stück Himmel, das einem da buchstäblich zu Füßen liegt, kehrt Raum- und Wahrnehmungskoordinaten visuell um.
Eine ähnliche Verkehrung, aber in gegenläufiger Richtung,…
