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Magazin: Kulturpolitik · von Carl Friedrich Schröer · S. 459 - 460
Magazin: Kulturpolitik , 1996

Carl Friedrich Schröer
»… mit freundlicher Unterstützung von«

Von den Grenzen der marktfreien Zone Kunst

Hans Haackes überlebensgroßes Markstück über dem Eingang des Deutschen Pavillons der Biennale von Venedig 1993 sorgte für schmunzelndes Kopfschütteln, kaum jemand nahm Anstoß. Das Lachen ist den meisten schon vergangen. Die Bannmarke sollte sich bald als Menetekel erweisen. Schlimmer als selbst Haacke es sich hätte träumen lassen, kam es schon bei der nächsten Runde zwei Jahre später. Kommissar Jean-Christophe Ammann öffnete die (aus Steuermitteln) frisch renovierte auswärtige Renommierstätte in den Giardini Pubblici gleich neun Wirtschaftsunternehmen. Mit deren privaten Sponsorengeldern stockte er den Ausstellungsetat des Auswärtigen Amtes kräftig auf und relativierte den öffentlich zuerkannten Betrag gleichermaßen. Eine vorbildliche Zusammenarbeit von öffentlichen Trägern und privaten Geldgebern, die ohnehin die Zukunft bestimmen werde, frohlockten die einen; die Einladung zum drohenden Rückzug der öffentlichen Hände aus der Kulturfinanzierung, warnte die Anti-Ammann-Koalition.

Seitdem fliegen die Fetzen. Wie lange nicht, ist die Kunstwelt gespalten. Haacke (Wer das Geld gibt, kontrolliert) und Ammann (Wir möchten Teil der Philosophie eines Unternehmens werden) behaken sich in der FAZ. Fachtagungen, Arbeitskreise, Appelle ohne Ende. Hohe Zeit der Manifeste. Auf das “Darmstädter Manifest” der Ammann-Anhänger folgt prompt das “Düsseldorfer Manifest” von Haacke und Klaus Staeck. In der akuten Geldnot hat das Thema Aussicht, vom Dauerbrenner zum Saisonstar kulturpolitischer Diskussion aufzusteigen … je knapper das Geld noch wird. Die Frage, welchen Anteil und Einfluß Firmengeld auf bisher öffentliche Kultureinrichtungen wie auf freie, nichtkommerzielle Veranstalter gewinnen soll, ist so ziemlich uralt, erfährt aber in der andauernden Krise öffentlicher Haushalte und besonders…


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von Carl Friedrich Schröer

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