Christian Huther
MMK 1991-2011
»20 Jahre Gegenwart«
Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main, 19.6.-9.10.2011
Der erste Ankauf war unscheinbar: „Warum rasieren wir uns so gern?“ hieß Thomas Bayrles Bild von 1966. Es zeigt einen großen Männerkopf, der zusammengepuzzelt ist aus vielen kleinen Köpfen. Von einem Elektromotor angetrieben, wechselt das Ölgemälde zwischen zwei Kopfhaltungen des Mannes. Das Bild wurde 1979 von Peter Iden erworben, der in Frankfurt ein Museum für Moderne Kunst gründen sollte. Inzwischen gilt Bayrle als einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Pop-Art, und das Museum kann sich mit anderen internationalen Häusern messen. Nun feiert das MMK, wie es kurz genannt wird, die Eröffnung seines Hauses vor 20 Jahren mit einer großen Schau – und Bayrles Bild hängt an prominenter Stelle.
Aber bevor wir auf die Jubiläumsschau eingehen, sollten wir einen Blick zurück werfen. Die Geschichte des Museums beginnt lange vor 1991, wie das Erwerbungsjahr des Bayrle-Werkes verrät. Inzwischen hat das Haus wichtige Maßstäbe gesetzt für das Verständnis moderner Kunst – nur nicht mit seiner Gründungshistorie. Denn das erste selbständige Museum der Gegenwartskunst in Deutschland benötigte 13 Jahre von der Idee bis zum Haus. So wurde das Museum zwar vor 20 Jahren eröffnet, aber das Konzept ist fast doppelt so alt. Bereits 1978 hatte Peter Iden, Theater- und Kunstkritiker der „Frankfurter Rundschau“, die Idee eines Museums für die Moderne. Gehör fand er beim damaligen Oberbürgermeister Walter Wallmann (CDU) und dem Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann (SPD).
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