Michael Nungesser
Neue Heimat – Berlin Contemporary
Berlinische Galerie, Berlin, 13.9.2007 – 7.1.2008
Die Berlinische Galerie widmete sich in ihrem 2004 bezogenen eigenen Museumsbau bisher im Sondersaal „Jetzt/Now“ der Gegenwartskunst. Während sie dort meist Einzelausstellungen zeigt, gibt sie jetzt anhand der Themenschau „Neue Heimat – Berlin Contemporary“ einen Überblick über die internationale Kunstszene Berlins. Die 29 teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler (zwei arbeiten im Duo) kommen aus sechzehn verschiedenen Ländern; nur drei stammen direkt aus Berlin. Kuratorin Ursula Prinz verabschiedet sich damit in den Ruhestand. Viele Jahre lang war sie stellvertretende Direktorin des Hauses und neben den Ausstellungen für den „Jetzt/Now“-Raum auch für die Reihe „Korrespondenzen“ mit zeitgenössischer Kunst anderer Metropolen (u.a. Chicago, Glasgow) verantwortlich, die im Martin-Gropius-Bau, dem früheren Domizil des Museums, stattgefunden hatten.
Der Westteil der Stadt war schon zu Mauerzeiten vor allem durch das Berlin-Programm des Deutschen Akademischen Austauschdienstes ein gern besuchter Arbeitsort ausländischer Künstler. Für viele Stipendiaten wurde er schließlich zur zweiten Heimat. Nach der Wiedervereinigung entwickelte sich die Stadt zu einem Magneten vor allem für junge Künstler, die nicht nur billige Wohnungen und Ateliers zu schätzen wissen, sondern auch eine äußerst anregende Kulturszene, die Berlin dem „Schwellenzustand seiner unabgeschlossenen Dynamik“ (Mark Gisbourne) verdankt. Die hohe Zahl der zugezogenen Künstler ist gleichzeitig Ausdruck der durch Migration und Mobilität geprägten Gesellschaft von heute. Die Ausstellung versucht „angesichts der Uniformierung einer globalisierten Lebenswelt“ Kunst zu zeigen, die sich der „Frage nach der kulturellen Verortung und Identität“ stellt. Berlin bildet lediglich den Humus für diese Reflexionen, ist aber nicht ihr Gegenstand – im…