Franz Thalmair
Pae White
»ORLLEGRO«
MAK Schausammlung Gegenwartskunst, Wien, 9.10.2013 – 12.10.2014
Schon aufgrund der Wortherkunft bietet sich der Begriff „Textilie“ geradezu an, um Geschichten zu erzählen. Das lateinische Verb „textere“ bedeutet „weben, flechten, kunstvoll zusammenfügen“ und ist nicht nur die sprachliche Grundlage für ein Gebilde aus linienförmigen Stofffasern, sondern auch die Basis für das Wort „Text“ – seines Zeichens wiederum Grundlage für Geschichten. Geschichten stehen auch im Mittelpunkt der Ausstellung „ORLLEGRO“ der in Los Angeles lebenden und arbeitenden Künstlerin Pae White in der MAK Schausammlung Gegenwartskunst. Die für ihre textilen Werke bekannte und häufig mit Objekt- und Materialsammlungen operierende Künstlerin war bereits 2013 – parallel zur Neupräsentation der Sammlungsbestände zum Wiener Kunstgewerbe um 1900 – als Kuratorin der Ausstellung „Darüber hinaus“ im Museum tätig. Nun wurde sie eingeladen, sich der Sammlung nicht nur mit einer Auswahl aus ihren Beständen, sondern mit eigenen Werken anzunähern.
Hatte sich White im vergangenen Jahr bei der von ihr kuratierten Schau insbesondere auf Papierarbeiten wie etwa japanische Färberschablonen konzentriert, deren AutorInnen weitgehend unbekannt sind, so verdichtet die Künstlerin ihre bereits damals begonnene Recherche in der Ausstellung „ORLLEGRO“ zu einer raumgreifenden Installation. In den offenen Galerieräumen oberhalb der Sammlungspräsentation zum Thema „Der Wiener Stil“ sind großflächige Tapisserien, ein mehrere hundert Seite starkes Künstlerbuch sowie ein Schaukasten mit bunten Figuren zu sehen. Wie ein Begleittext zur Ausstellung „ORLLEGRO“ erklärt, greift White mit dem Ausstellungstitel eine Bezeichnung auf, die Mitte des vergangenen Jahrhunderts von der Textilindustrie verwendet wurde, um „ein magisches Material, die künstliche Version von etwas Realem“ zu beschreiben….