Renate Puvogel
Paulina Olowska
»Needle/Nadel«
Kunstpreis Aachen 2014,Ludwig Forum, Aachen, 31.5. – 20.9.2015
Das Werk von Paulina Olowska ist inhaltlich und formal auffallend breit angelegt und es erstaunt, dass in der auf zwei Räume konzentrierten Ausstellung sämtliche Facetten ihres OEuvres eindrucksvoll zum Klingen kommen. Auf der Grundlage ihrer eigenen Biographie und Sozialisation steigt die renommierte polnische Künstlerin (geb. 1976 in Danzig) jeweils in die Geschichte eines Ortes ein und behandelt all ihre Themen in ihrer auf die Gegenwart bezogenen Historizität. Der Bogen reicht von Kunst- und Architekturgeschichte, Design und Werbung über Frauenfragen und Mode bis zu Themen der Arbeitswelt in Handwerk und Industrie, und nicht zuletzt geht es um Bedingungen und prozesshaftes Entstehen von Kunst. Auf Grund dieser Eigenschaften der Kunstwerke fühlt sich der Besucher in deren Produktionsweise einbezogen.
Das seit Anfang der 90er Jahre der Internationalen Kunst verpflichtete Ludwig Forum war einst Sitz der europaweit größten Schirmfabrik Emil Brauer. Bis 1988 wurden in dem 1928 von Josef Bachmann im Internationalen Stil erbauten Gebäude modische Schirme produziert – natürlich vorwiegend von Frauen. Trotz der Umbauten von Fritz Eller ist der industrielle Charakter des Skelettbaus mit seinen Sheddächern weitgehend erhalten geblieben. Dies kommt dem Anliegen Olowskas ebenso entgegen wie die Tatsache, dass Aachen ehemals ein bedeutendes Zentrum von Nadel- und Tuchindustrie war. So scheint in ihren Werken der unterschiedlichsten Medien stets auch das industrielle bzw. handwerkliche Produkt hindurch. Die Qualität ihrer Arbeiten besteht darin, dass sie historische Zeugnisse und Erzeugnisse mit Hilfe unterschiedlicher Verfahren wie Flechten, Kleben, Schneiden oder Brennen mit kunsthandwerklichen wie…