Qualitäts-Sprünge
Interviews von Raimar Stange mit
Peter Friedl, Künstler
 Axel Haubrok, Sammler
 Claudia Wahjudi, Kritikerin
 Markus Heinzelmann, Museumsdirektor
 Silke Wagner, Künstlerin
 Florian Waldvogel, Ausstellungsmacher
 Tobias Naehring, Galerist
 Dominikus Müller, Kritiker
 Fanny Gonella, Ausstellungsmacherin
 Gila Kolb, Kunstpädagogin
 Sabine Schmidt, Galeristin
Um den berühmten Fragebogen, den der französische Schriftsteller Marcel Proust in seinem Leben gleich zweimal ausgefüllt hat, handelt es sich bei diesem Beitrag nicht, aber das Prinzip ist durchaus vergleichbar, denn die hier von mir Befragten antworteten jeweils auf die gleichen Fragen. So wird deutlich, wie Sammler, Galeristen, Ausstellungsmacher, Kunstpädagogen, Kritiker und Künstler überaus unterschiedlich auf die Fragen nach der Qualität von Kunst und ihrer Bestimmung antworten, quer durch die jeweiligen Berufsfelder. Diese Vielfalt bedeutet aber nicht, einem „anything goes“, gar einer „geschmacksorientierten“ Beliebigkeit das Wort zu reden. Zumindest eines nämlich ist all diesen Antworten gemeinsam: Sie insistieren darauf, dass es heute sehr wohl Kriterien für die Beurteilung von bildender Kunst gibt.
Als Kritiker hat man täglich mit dem (professionellen) Beurteilen von Kunst zu tun, so definiert der Duden den „Kritiker“ als jemanden, „der etwas prüfend beurteilt“. Diese Beurteilung fällt selbstverständlich auch mal subjektiv oder strategisch aus: „Der Kritiker ist Stratege im Kulturkampf“ (Walter Benjamin). Überraschend aber sind die Übereinstimmungen dieser Beurteilung. In Jurysitzungen erfährt man dieses als Juror, braucht es doch meist kaum eine Stunde, um aus beispielsweise 100 zu Jurierenden die besten zehn herauszufinden. Dann aber beginnt das Problem … Ex negativo scheint die Bestimmung einfach zu sein. Was keine gute Kunst ist, lässt sich offensichtlich relativ schnell konstatieren. Etwas als gute Kunst…