Rainer Unruh
Realismus – Das Abenteuer der Wirklichkeit.
»Courbet – Hopper – Gursky«
Kunsthalle Emden, 23.1. – 24.5.2010
Der Anspruch ist gewaltig. Es geht um nichts weniger als einen Überblick über die Geschichte des Realismus in der Kunst. Wo anfangen, wo aufhören und wie das Feld begrenzen? Nils Ohlsen, der sich mit dieser Ausstellung als Chef der Emdener Kunsthalle verabschiedet und an die Nationalgalerie Oslo wechselt, lässt den Realismus mit Gustave Courbet beginnen, mit der Pariser Schau „Le réalisme“ von 1855 und der Forderung nach einer rein diesseitigen, auf die Wahrheit des Lebens ausgerichteten Kunst. Den Endpunkt bildet Andreas Gurskys im Foyer präsentierte Fotografie „Dubai III“ (2008).
Gleich im ersten der 18 Räume, die für die in acht Kapitel aufgeteilte Ausstellung in Emden eingerichtet wurden, prallen die Positionen hart aufeinander. Die Werke sind nicht chronologisch angeordnet, sondern danach, dass sie sich wechselseitig erhellen und dass aus der Reibung der Gegensätze ein Funke entsteht, der das Licht der Erkenntnis entzündet.
Da hängt ein dunkeltoniger Courbet aus dem 19. Jahrhundert in unmittelbarer Nachbarschaft einer hyperrealistischen Landschaft von Heiner Altmeppen aus dem 20. Jahrhundert und eine Fotografie des leicht verschwommenen Matterhorns von 1870 neben einer tiefenscharfen Aufnahme des Bergs von Michael Reisch aus dem Jahr 2006. Krass auch die Kontraste in dem Kabinett, das dem Genrebild gewidmet ist. Drei hochformatigen Bilder eines alten Mannes mit zerlumpter Hose von Fernand Pelez (1843-1913) steht eine veristisch genau gemalte grelle Partyszene der amerikanischen Jeunesse dorée unserer Zeit gegenüber. „The Apotheosis of Pleasure“ (2005) von Terry Rodgers zeigt die Schwundform des…