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Titel: Lebenskunstwerke · S. 124 - 127
Titel: Lebenskunstwerke , 1998

Mauricio Dias & Walter Riedweg

RIO DE JANEIRO:
Devotionalia (1995-1997)

Füsse und Hände als Zeugen der Existenz

Von August bis Dezember 1995 waren Dias & Riedweg im Rahmen des Projekts “Devotionalia” mit einem mobilen Atelier in den Favelas von Rio de Janeiro unterwegs. Zu ihren Begegnungen mit Strassenkindern und Jugendlichen brachten sie Ton, Gips, Paraffin, einen Kocher, Plastikschalen, eine Videokamera und einen Monitor mit. “Bei diesen Begegnungen haben wir zusammen mit den Kindern zuerst Ton- oder Gipsformen ihrer Hände und Füsse hergestellt, die anschliessend mit Paraffin, einer Art Wachs, ausgegossen wurden. Ein Vorgang, der mehrere Tage Arbeit in Anspruch nahm und damit auch Zeit schuf, mit den Jugendlichen über Sinn und Hintergründe des Projekts zu reden.”

Über tausend Exvoto-Objekte kamen so zu einer Installation zusammen, die von Brasilien aus auf Wanderschaft ging, um schliesslich mit Feedbacks wieder an den Ursprungsort zurückzukehren. “Unsere Arbeit soll anrühren, erinnern, fordern, Anstoss geben, inhaltliche Reflexionen bieten. Wir wollen diese Füsse, auf denen die Kinder stehen, und diese Hände, mit denen sie greifen, hinlegen als zerbrechliche Zeugen der Existenzen.”

Mit 20 Parlamentariern, Senatoren und Deputierten fanden 1997 im Rahmen des Projekts “Devotionalia” Videokonferenzen über Internet statt: Zum ersten Mal in der Geschichte Brasiliens gab es direkte Gespräche zwischen den Strassenkindern, den Bewohnern der Favelas von Rio und ihren Volksvertretern im fernen Regierungssitz Brasilia. Leandro, ein sogenanntes Strassenkind, formuliert seinen Appell an die Regierenden kurz und bündig: “Die Regierung soll sich um die Mittellosen genauso kümmern wie um die Mittelklasse und die Wirtschaft. Schliesslich ist jeder Mensch geboren, um eines Tages…

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