AXEL HÜTTE:
“Ein guter Mann aus Hollywood zaubert einfach besser als Cindy Sherman.”
EIN GESPRÄCH VON HEINZ-NORBERT JOCKS
Axel Hütte, 1951 in Essen geboren, ist einer jener Fotografen aus der Becher-Schule, die mit Landschaften internationeles Ansehen erlangten. Daß es dabei um nichts anderes als um das Sehen als Modus des Weltverstehens geht, darüber sprach er mit Heinz-Norbert Jocks.
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Heinz-Norbert Jocks: Wie kamst du überhaupt zur Fotografie?
Axel Hütte: Ich studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie und war zuerst in der Filmklasse. Als Becher kam, entschied ich mich für Fotografie, denn Filme ohne Geld zu machen, war ohnehin problematisch. Hinzu kam, daß kein so gutes Gerät vorhanden und es oft defekt war und die Hälfte meiner Bewerbungsmappe sowieso aus Fotografie und die andere aus Zeichnungen bestand. Deshalb habe ich es mit der Fotografie versucht.
Was hattest du für eine Filmphantasie?
Eigentlich wollte ich Slow-Motion-, also halb dokumentarische, halb experimentelle Filme mit Zeitdehnung drehen. Mir ging es um keine Filmhandlung in dem Sinne, daß eine Geschichte erzählt wird, sondern darum, ein Gesicht oder Gesichtsteile wie einen Mund fünf Minuten lang, zeitgestreckt aufzunehmen, also um eine minimalistische Wiedergabe von Handlung, Mimik oder Körperbewegung, und zwar direkt geplant auf 16 mm Umkehrfilm.
Was reizt dich an der Verlangsamung des Sehens?
Dadurch, daß die Realzeit durch zehnfaches Kopieren einer Aufnahme gestreckt wird, kommt es zu einer Irritation der Wahrnehmung. Auf die Idee kam ich, nachdem wir in der Filmklasse Werner Herzogs Film “Die wilde Ekstase des Holzschnitzers Steiner” analysiert hatten, der von einem Skispringer handelt, der so gut ist, daß er allen anderen überlegen…