Michael Stoeber
Ruhe-Störung
»Streifzüge durch die Welten der Collage«
Kunstmuseum Ahlen, Marta Herford, 28.9.2013 – 26.1.2014
Die Collage ist eine der großen Kunstformen der Moderne. Geboren wurde sie in Zeiten der Krise am Vorabend des Ersten Weltkrieges, als Pablo Picasso, Georges Braque und Juan Gris Metrotickets, Noten, Notizen und Bistrorechnungen in ihre Bilder des synthetischen Kubismus klebten. Aber die Muskeln spielen ließ sie erst während und nach dem Ersten Weltkrieg. Denn im Bombenhagel und Maschinengewehrfeuer der Schützengräben von Verdun waren nicht allein Soldaten gestorben, sondern mit ihnen auch Ideen und Überzeugungen, die bis dahin für viele Geltung hatten. Optimistische Vorstellungen von Fortschritt, Aufklärung und Zivilisation. Und von einer positiven Entwicklung der Geschichte. Im Rückblick auf den mörderischen Stellungskrieg und seine Folgen dichtete T. S. Eliot in den 1930er Jahren in seinem Jahrhundertepos „The Waste Land“, was wir heute in Händen hielten, sei „just a heap of broken images“, nur noch ein Haufen zerbrochener Bilder. Von ihnen und von dem Versuch, sie in neuer Weise wieder zusammenzusetzen, handelt die Collage. Und weil es in der Kunst der Moderne darum geht, Welt und Wirklichkeit immer wieder in Frage zu stellen, zu „zerbrechen“ und anders zu definieren, hat die Collage nicht aufgehört, Konjunktur zu haben.
Das war Grund genug für zwei Kunstinstitute, das Marta Herford und das Kunstmuseum Ahlen, um gemeinsam grosso modo ein Jahrhundert künstlerischer Collagetätigkeit zu durchforschen und zu sichten. In ihren sehenswerten, zeitgleich stattfindenden Ausstellungen präsentieren sie mehr als 400 Werke von den Anfängen der Collage bis in die unmittelbare Gegenwart. Der Titel…