vorheriger
Artikel
nächster
Artikel
Ausstellungen: München/Kassel/Karlsruhe · von Wout Nierhoff · S. 387 - 388
Ausstellungen: München/Kassel/Karlsruhe , 1995

Wout Nierhoff
Stefan Hunstein

»Wen Gott lieb hat, läßt er fallen, ins Berchtesgad’ner Land«
Städtische Galerie im Lenbachhaus, 22.9. – 22.10.1995

Neue Galerie, Kassel, Februar/März 1996
Badischer Kunstverein Karlsruhe, Juni/Juli 1996

Der Obersalzberg war im Dritten Reich so etwas wie die naturgegebene und medial äußerst wirkungsvoll in Szene gesetzte Metapher für Hitlers politischen Triumph. Der kleine Mann aus Österreich war zum großen Lenker einer brummenden Staatsmaschine geworden. Vom Salzberg aus, so das suggestiv gezeichnete Bild der Nazi PR, konnte der Führer mit klarem Kopf die großen Entscheidungen treffen. Während Leute wie Heinrich Heims die ausgesprochenen Gedanken und Meinungen Hitlers in Gedankenprotokollen aufzeichneten, war Hoffmann, seines Zeichens Haus- und Hoffotograf des Führers, damit beschäftigt, selbigen ins rechte Licht zu rücken. Inzwischen wissen es alle: Der zufällig wirkende Schnappschuß, der entscheidende, vermeintlich gut getroffene Moment war immer Produkt kühler Planung und Inszenierung – nichts wurde dem Zufall überlassen und doch sollte alles zufällig und damit nahbar erscheinen.

In seiner Ausstellung inszeniert Stefan Hunstein großformatig aufgeblasene Abzüge von acht Fotografien, die im August 1939 auf der Terrasse von Hitlers Berghof entstanden sind. Wie Fenster, die sich fast nahtlos aneinanderreihen, öffnen diese Fotobearbeitungen den Blick auf die Gebirgsketten in der Ferne. Hier und da taucht die Brüstung der Terrasse auf, die dort noch stärker ins Bild rückt, wo eine Gestalt mit Schlapphut im Stuhl, umgeben von Sonnenschirmen, sitzt, oder als Rückenfigur mit verschränkten Armen, romantisch versonnen über die Brüstung auf die Berge blickt: Wanderer über dem Nebelmeer-Klischee, Hitler als einsamer Reiter auf der Spitze der Leiter, der Führer…




Kostenfrei anmelden und weiterlesen:

  • 3 Artikel aus dem Archiv und regelmäßig viele weitere Artikel kostenfrei lesen
  • Den KUNSTFORUM-Newsletter erhalten: Artikelempfehlungen, wöchentlichen Kunstnachrichten, besonderen Angeboten uvm, jederzeit abbestellbar
  • Exklusive Merklisten-Funktion nutzen
  • dauerhaft kostenfrei