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Titel: 55. Biennale Venedig · von Susanne Boecker · S. 276 - 277
Titel: 55. Biennale Venedig , 2013

Uruguay: Wifredo Díaz Valdéz – Time (Time) Time
Kommissar: Ricardo Pascale
Kuratoren: Carlos Capelán, Verónica Cordeiro
Ort: Pavillon in den Giardini

Ein Rad, ein Armlehnstuhl, eine verbrannte Türe – für den Bildhauer WIFREDO DÍAZ VALDÉZ sind alle ausrangierten Alltagsgegenstände potenzielle Kunstwerke. Einzige Voraussetzung: sie müssen aus Holz gefertigt sein. Nur dann nämlich eignen sie sich für eine Weiterverarbeitung, deren Methode der Künstler „Construir Desconstruyendo“ (Konstruieren durch Dekonstruieren) nennt. Der auf dem Land aufgewachsene ausgebildete Schreiner hat über Jahrzehnte ein ganz eigenständiges Œuvre geschaffen. Er entwickelt seine Werke, indem er Möbel, Werkzeuge und verschiedenste Utensilien, wie sie sich im ländlichen Alltag seines Heimatlandes finden lassen, mit größter handwerklicher Präzision dekonstruiert.

Zunächst analysiert er sein Werkstück, setzt sich mit den Bedingungen seiner Holzstruktur auseinander und schätzt sein künstlerisches Potenzial ein. Dann macht er sich an seine „Schreiner“-Arbeit. Das Resultat ist ein scheinbar unverändertes Objekt, das sich nun jedoch mittels hölzerner Stecker und Scharniere sukzessive auseinanderfalten lässt. Bei dieser Metamorphose verflüchtigt sich die Erinnerung an die ursprüngliche Funktion des Gegenstandes. Ein zerlegtes altes Wagenrad oder ein aufgeklappter Stuhl nehmen auf einmal symbolischen Charakter an; alltäglich Banales mutiert ins Abstrakte.

Wifredo Díaz Valdéz kehrt in seinen Werken den Zyklus von Wachstum und Verfall sowie den Verlauf der Zeit als solchen um. Aus der Natur, dem einst organisch gewachsenen Holz, geht ein kulturelles Nutzobjekt hervor, das wiederum in ein Objekt der Kunst transformiert und somit sowohl seinem funktionalen Zusammenhang als auch seinem physischen Zerfall (als nicht mehr brauchbares Relikt der Zivilisation) entrissen wird. So erzählt die schöne Ausstellung vom…



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