Paolo Bianchi
Vorwort
Die kalten Krieger kehren in die Kasernen zurück. Die Munition ihrer Ideologien und Mythologien ist ausgeschossen. Beide Seiten haben ihre Orientierungsmodelle verloren. Nachschub ist keiner in Sicht. Alles verflüchtigt sich, ist im Fluss. Zum Glück. In dieser Situation des Umbruchs ist es notwendig, erstarrte Positionen kritisch-konstruktiv zu überdenken. Der von einem ständigen Zustand der Begegnung und Berührung, des Austauschs und des Dialogs geprägte Pfad führt uns vom derzeitigen Gefühl der Leere, des Nichts und des Vakuums an einen Ort auf der Grenze, der zwischen den Dingen und Menschen liegt. Die Rede ist von einem Zwischenraum, von einem Dazwischen, von einer Mitte. Hier liegen das Würdige und das Lächerliche, das Richtige und das Falsche, das Kluge und das Dumme, das Normale und das Normverletzende, das Erbarmungswürdige und das Fragwürdige nahe beisammen. Hier treffen sich Visionäre, die mit gescheiten, mutigen, ungewöhnlichen und provozierenden Gedanken unseren Weg in die Zukunft öffnen, Visionäre, welche die Imperative für eine Welt an der Schwelle zum dritten Jahrtausend formulieren.
Ein Schlagwort mit Folgen heisst Multikulturalismus oder multikulturelle Gesellschaft. Andere sprechen im heutigen real existierenden Welttheater von einer neuen Weltgesellschaft oder einer “globalen Revolution” (Club of Rome), von Weltkultur oder Globalkultur. Der Übergang zu etwas ganz anderem bedarf einer “Gratwanderung zwischen verbindenden und trennenden Kräften”. Die Geburt des Neuen wird nicht ohne Schmerzen sein. Der Weg ist mit Tretminen gepflastert:
“Kein Zweifel, je intensiver eine Gesellschaft von verschiedenen Nationalitäten, Ethnien, Kulturen, Religionen und Lebensstilen geprägt ist, desto spannender wird sie (und desto grôsser wird möglicherweise ihr Vermögen, mit…