Wozu das Palais de Tokyo?
Jean de Loisy Präsident des Palais de Tokyo, Paris im Gespräch mit Heinz-Norbert Jocks
Jean de Loisy, 1957 geboren, bekannt als Kunstkritiker und Ausstellungsmacher, war 1992 Präsident der Fondation Cartier, in den 1980er Jahren Leiter der FRAC Loire, vor zwei Jahren Kurator der von Anish Kapoor bestrittenen, mit „Leviathan“ betitelten Monumenta im Grand Palais. In diesem Jahr ist er verantwortlich für den israelischen Pavillon der Biennale in Venedig. Seit 2011 leitet er das am Ufer der Seine direkt neben dem Musée d‘ Art Moderne de la Ville de Paris gelegene, 1937 als Museum für Moderne Kunst eröffnete Palais de Tokyo und ist somit Nachfolger von Marc Olivier Wahler. Der neoklassizistische Kulturbau im 16.Arrondissement, von dessen Terrasse aus der Besucher einen wunderschönen, geradezu erhabenen Blick auf die Metropole mit ihrem Wahrzeichen genießt, gehört zu den renommierten Pariser Kunsthäusern. Es hat das Zeitgenössische auf seine Fahnen geschrieben. Dank seiner Renovierung, die im April letzten Jahres abgeschlossen wurde, kann sich das auf 22.000 Quadratmeter erweiterte Palais de Tokyo als raumgrößten Ort für Gegenwartskunst in ganz Europa präsentieren. Seit 2002 hat das Architektenduo Lacaton Vassal das Gebäude bis auf seine ruppige Betonstruktur ausgehöhlt. Alle nichttragenden Wände wurden entfernt. Treppen führen tief nach unten in die ehemaligen Depots. Die Etagen sind geradezu labyrinthisch ineinander verwoben. Mehr wie Bühnen sind die einzelnen Hallen konstruiert, und man hat kaum noch den Eindruck, sich durch Kunsträume zu bewegen. Finanziell funktioniert das unkonventionelle Haus mehr wie eine Aktiengesellschaft, bei der der Staat als einziger Aktionär fungiert….