Hermann Pfütze
Zur Vorstellung des Terrors: Die RAF-Ausstellung
Krieg der Bilder, Macht der Worte
Kunst-Werke Berlin, 29.1. – 16.5.2005
Neue Galerie am Landesmuseum Graz, 24.6. – 28.8.2005
Die Ausstellung trifft offensichtlich auf großes Informationsbedürfnis. Der Blickfang der Bilder weicht rasch einer Konzentration auf die Texte. Die Besucher drängen sich im großen Souterrain der Kunst-Werke vor der „medialen Zeitleiste“, nämlich den an den Wänden vergrößert plakatierten und in Text-Mappen vollständig nachlesbaren Zeitungsberichten über 29 gewaltsame Ereignisse in 31 Jahren: vom 2.Juni 1967, als Benno Ohnesorg erschossen wurde, bis zum 20. April 1998, als die RAF ihre Auflösung verkündete. Das sehr gemischte Publikum wartet geduldig, um über Monitore und Kopfhörer auch die damaligen Tagesschaumeldungen und Fernsehberichte sehen und hören zu können. Zum Beispiel über Jean-Paul Sartre, der nach dem Besuch bei Andreas Baader im Stammheimer Gefängnis im November 1974 von dessen angeblich „aufrichtigen, großen Zielen“ sprach, und dazu Filbingers, des damaligen Ministerpräsidenten, leider zutreffenden Kommentar, dass Sartre seinem Ansehen damit „einen schlechten Dienst erwiesen“ habe.
Die im Foyer und in den drei Obergeschossen versammelten künstlerischen Reaktionen auf den Terror fallen dagegen umso mehr ab, je weniger Information und konkrete Illustration sie enthalten. Die dokumentarischen Film-, Text- und Fotoarbeiten von Andree Korpys und Markus Löffler zum „konspirativen Wohnkonzept“ der RAF vermitteln wirklich etwas von der Mimikry und Tristesse konspirativer Wohnungen, während die „Ferienhäuser für Terroristen“ von Thomas Schütte nur nichts sagende Modellbauspielereien sind. Auch einst symbolisch oder anekdotisch stark aufgeladene Bilder und Skulpturen, wie z.B. Jörg Immendorffs „Parlament I“ von 1981 und Joseph Beuys’ berühmte Installation „Dürer,…