Heinz-Norbert Jocks
Das Foto aus dem Geist eines Bastards
Ein Gespräch mit Peter Lindbergh
Peter Lindbergh, 1944 geboren, mehr an Menschen als an schönen Kleidern interessiert, ist mehr als nur ein weltberühmter Modephototograph, der die Frauen liebt. Seine für die italienische „Vogue“ gemachten Modeaufnahmen sind nicht auf Anhieb als solche zu erkennen. Er setzt darauf, dass sich ein faszinierendes Gesicht unabhängig von jeglichen Modeströmungen durchsetzt, und pocht darauf, dass Menschen, denen er mit der Kamera begegnet, so natürlich wie augenblicksmöglich erscheinen. Er ist in erster Linie ein Fotograf, der, statt Mode zu fotografieren, filmreife Szenarien entwirft und seinem Hang zum Narrativen liebevoll nachgeht. Neben Porträts findet man in seinem Archiv auch Landschaftsaufnahmen. Ein Meister seiner Klasse ist nicht nur auf ein Genre reduzierbar. Mit ihm traf sich Heinz-Norbert Jocks in Paris.
H.-N.J.: Ehe Sie fotografierten, wollten Sie wohl Maler werden und besuchten die Krefelder Werkkunstschulen.
P.L.: Ja, aber ich hatte eigentlich keine konkrete Vorstellung. Als kürzlich der Keller meines alten Hauses leer geräumt wurde, waren da ein paar Plastiksäcke und Kisten mit Bildern von damals. Die Erinnerung daran war ein bisschen verblasst. Das letzte, was ich durchführen wollte, waren Psychotests in und als Ausstellungen. Diese fielen mir da zusammen mit allerlei Aufzeichnungen in die Hände. Übrigens ganz interessant, denn die zwanzig Tests hatte ich als Vierundzwanzigjähriger selbst durchgeführt. Dazu gab es auch ein etwas stupides, aber erschreckend genaues Gutachten. Meine letzte, an die Kunst geknüpfte Hoffnung war es, die eigenen ästhetischen Vorstellungen voranzutreiben. Und davon wollte ich auch persönlich profitieren. Deshalb meine…