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Ausstellungen: Bremen · von Angela Lampe · S. 273 - 274
Ausstellungen: Bremen , 2005

Angela Lampe
Dierk Schmidt: Geiseln

Gesellschaft für Aktuelle Kunst, 4.12.2004 – 6.2.2005

Kann Malerei als Mittel der Aufklärung heute noch funktionieren? Inwieweit können gemalte Bilder die komplexe Wirklichkeit politischer oder ökonomischer Strukturen reflektieren? Wo liegen im Unterschied zu andern Medien ihre Möglichkeiten, wo ihre Grenzen?

Der erste Blick in die Ausstellung von Dierk Schmidt in der Bremer Gesellschaft für Aktuelle Kunst offenbart, wie der Berliner Künstler diese Fragen einmal mehr zu beantworten versteht: mit einer präzise installierten Versuchsanordnung. Eine frühe Ölmalerei von 1994 empfängt den Besucher mit der Aufforderung „denk alles“, ehe der letzte Blick beim Herausgehen auf die Bildinschrift „lauf weg“ fällt. Zwischen diese dialektische Klammer von Engagement und Resignation platziert Schmidt neben drei großformatigen Folienbildern über die Selbstausbeutung in Billigjobs (McJob-Serie von 1997) seinen wohl wichtigsten Bildzyklus der letzten Jahre, der in Teilen bereits im Frühjahr 2003 in der Düsseldorfer Galerie Ursula Walbröl zu sehen war: die Serie Geiseln über das bis heute unaufgeklärte Schiffsunglück vor der Küste Australiens, bei dem im Oktober 2001 mehr als 350 indonesische Flüchtlinge jämmerlich ertranken. Außer dem zentralen Triptychon sind alle Bilder in Schmidts typischer Art mit sehr dünner Farbe auf transparente Folien oder einfache Klarsichthüllen gemalt und mit zwei Stecknadeln direkt an der Wand gepinnt. Einige Folien sind überlang und rollen sich auf den Boden. Simple Fotokopien mit Titelangaben, Zitaten und Kommentaren sind mit Tesafilm neben die Bilder geklebt. Wie schon bei früheren Installationen, etwa 2004 im Kasseler Kunstverein, wirkt das Ganze leicht, flüchtig, geradezu provisorisch, als ob schon beim nächsten Lufthauch alles…


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