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Titel: documenta 14 - Rundgang · von Susanne Boecker · S. 308 - 309
Titel: documenta 14 - Rundgang , 2017

23 CineStar

Douglas Gordon

Dass Douglas Gordons (geb. 1966) Film „I had nowhere to go“ (2016) in Kassels größtem Kinocenter gezeigt wird, verwundert schon ein wenig. Vielleicht mag die technische Ausstattung des Kinos entscheidend gewesen sein. Wobei es in diesem Film vor allem auf die Akustik ankommt. Ja – ist dieser Film überhaupt ein Film? Ist er nicht vielmehr ein Hörspiel? Das 97-minütige Digitalvideo basiert auf der 1991 erschienenen gleichnamigen Autobiografie des Avantgardefilmers Jonas Mekas (geb. 1922). Es konzentriert sich auf die Zeit zwischen 1944 und 1954.

Im Jahre 1944 wurden Jonas Mekas und sein jüngerer Bruder Adolfas von den Nationalsozialisten inhaftiert und für acht Monate in ein Arbeitslager interniert. Aufgrund der sowjetischen Besetzung konnte Mekas nach dem Krieg nicht nach Litauen zurückkehren und galt als heimatlose „displaced person“. Unterkunft fand er in D. P.-Lagern in Wiesbaden und Kassel. Ende 1949 emigrierte er mit seinem Bruder in die Vereinigten Staaten, wo er sich in Williamsburg, New York niederließ.

Im Film liest Mekas Abschnitte aus seinem Tagebuch vor. Die Abfolge ist nicht chronologisch, sondern springt hin und her: Die Zeit im Arbeitslager – die Ankunft in New York, Erinnerungen an den Krieg – erstes Erleben der amerikanischen Metropole, Lager in Deutschland – Arbeit in den USA… Er erzählt, wie es sich anfühlt, fremd zu sein, ausgeliefert, keine Heimat mehr zu haben, nichts von der Familie zu wissen, fast zu verhungern… Und dann in New York zu sein, unendlich glücklich. Und wieder anfangen zu leben, eigenständig, selbständig, frei.

„Wir standen an Deck,…

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