Von Kassel nach Athen und rund um den Globus
Ein Versuch, Adam Szymczyk zu verstehen
von Heinz-Norbert Jocks
Kaum ein früherer künstlerischer Leiter der documenta hat sich so bedeckt und im Hintergrund gehalten, sich so wortkarg gegeben wie Adam Szymczyk. Und das, obwohl er über die Eloquenz eines unorthodoxen, bücherverschlingenden Intellektuellen mit einem über die Kunst weit hinausreichenden Wissen verfügt. Er hat mit Interviews und Kommentaren geradezu gegeizt. Und dies nicht aus einer ihm gelegentlich unterstellten oder angekreideten Arroganz heraus, sondern vor allem deshalb, weil ihm die fliehende Zeit, die ihm ein Interviewmarathon und die anschließende Autorisierung gekostet hätten, für die ihm am Herzen liegende Vorbereitung der Doppelausstellung in Athen und Kassel gefehlt hätte. Wichtiger sei es ihm gewesen, -so in einem Gespräch mit dem Autor-, sich ganz und gar, mit all seiner Kraft und Energie, auf den kuratorischen Teil seiner Arbeit zu konzentrieren, statt die erst noch im Entstehen begriffenen Dinge vorzubetexten oder ins Blaue hinein zu antizipieren.
Szymczyk begreift das Machen einer Ausstellung als einen offenen Prozess, der seinen eigenen Gesetzen folgt. Diesen will er nicht durch ein Übermaß an Kontrolle determinieren oder unnötig beschneiden. Selbst noch nach den Eröffnungen in beiden Städten, deren krassen Gegensätze er als Widerstandspotential erfährt, an dem er sich so mental wie kreativ vorwärtsreibt, ist dieser zu neuen Ufern führende Prozess für ihn kein abgeschlossener. Vielmehr sieht er die Ausstellung bis zu deren Ende in einer permanenten Bewegung.