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Ausstellungen: Köln · S. 291 - 292
Ausstellungen: Köln , 1986

Stephan Schmidt-Wulffen
Albert Hien – Transatlantik

Josef-Haubrich-Kunsthalle Köln,
19.9.-2.11.1986

Geliebt haben ihn alle. Wie auch nicht! Das war doch bezwingend, anno 83: Aus der scheinbar zufällig herumliegenden Gießkanne stahl sich, die Gelegenheit nutzend, ein kleiner Dampfer heraus. Der »Bermuda-Triangel« gewann Gestalt in Form dreier kenternder Kähne, deren verzweifelte Schräglage überraschend zum dekorativen Besinnungsbild erstarrt war. Ineinander verkeilt prusteten sie das bedrängende Naß zu den Schornsteinen hinaus, hinein in das Dreieck ihrer Körper, ein hübscher Brunnen. Oder ein Dressurakt wie dieser, der auf dem bürgerlichen Parkett Erinnerungen an die Faszination des Messerwerfers weckte: Wandhoch, auf dem Buckel einer langen Brücke, blanciert ein Schiff, dessen paradoxerweise wässriges Innenleben in Form zweier dünner Strahlen durch die Kamine – glückliche Fügung – direkt in eine bereitstehende Tonne rieselten und nicht daneben. Ergriffen war der Mensch da schlicht und einfach: Wegen des kleinen, aber um so glücklicheren Kunstgriffs einer versteckten Pumpe, die den Wasserkreislauf und gleichzeitig den Sinnkreislauf regelte; wegen der unprätentiösen Art, wie da einer erzählte, der gerade erst in seinem klapprigen Bus angekommen war und im Handumdrehen seine Bilder auslegte. Sie schienen wie nebenbei aus dünnem Alublech gefaltet und besaßen deshalb den Charakter einer Demonstration, so wie einer sich etwas aus Papier zurechtfaltet, um seinem Zuhörer zu zeigen, was ihm gerade Abstruses durch den Kopf geht. Nichts Aufwendiges, eine Skizze eben. Wegen Scherz und Ironie war er ergriffen, mit der ihm schließlich alle tiefere Bedeutung verabreicht wurde. Homöopathisch: Gerade wegen der kleinen Dosen wirkte das um so nachhaltiger, was einem in Sachen Zivilisations- und Technologiekritik…


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