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Ausstellungen: Hamburg · S. 303 - 303
Ausstellungen: Hamburg , 1986

Doris von Drathen
Johannes Dörflinger

Galerie Harald Behm, Hamburg,
29.8.-27.9.1986

Ein unzählig wiederholtes Wort verliert seinen Sinn, aber es kann dann zu einer Beschwörungsformel werden, die einerseits die Gedanken fixiert, andererseits Freiräume schafft für Assoziationen aus dem Unbewußten.

In ähnlicher Weise verfährt Johannes Dörflinger mit seinen »Motiven« – es sind Fixierungspunkte, die Bildern aus einer Innen well, Bildern von Geisteszuständen Raum geben.

Ein solcher Fixierungspunkt ist für ihn ein Hügel auf Gozo, einer kleinen Insel in Sichtweite von Malta. Dörflinger schaut vom Atelierfenster aus auf den Crusader Hill, den Kreuzfahrer-Hügel, wie er in alten Texten heißt; er wird dort als Kultstätte oder auch Totenberg beschrieben, manche nennen ihn mit klingenden arabischen Namen, aber Legende und Geschichte lassen sich nicht mehr trennen.

Seit 1980 verbringt Dörflinger mehrere Monate des Jahres auf Gozo. In den sechs Jahren war sein »Motiv« immer nur der Berg. Seine liebste Stunde ist um Mittag; wenn die Luft vor Hitze flirrt, Tiere und Menschen sich zurückgezogen haben, die Landschaft in duldender Starre und Stille verharrt, das flutende Licht die Farben verblendet: Dann kann er regungslos dasitzen und auf den Hügel starren, bis der Hügel sich vor den flimmernden Augen auflöst, bis die Fata Morganen aufsteigen, dann fängt Dörflinger an zu zeichnen.

Nach den ersten Zeichnungen mit Kohle arbeitete er dann mit Pastellen. Dörflinger liebt die weichen, trockenen Kreiden; wenn er den pudrigen Farbstaub auf dem rauhen Papier verwischt, ist das für ihn eine malerische Geste, die sich unmittelbar in die verkarstete, felsige Landschaft fügt. Das Überlagern von Farbschichten entspricht den Bildern, die eins…


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