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Titel: Postmoderne Seele und Geometrie · S. 144 - 181
Titel: Postmoderne Seele und Geometrie , 1986

Michael Hübl
Die neue Liebe zur Geometrie

Gewaltig durchmuskulierte Leiber, die das Vibrato der Kraft aufzulösen scheint; selbstbewußte, freudig den Maschinenknopf betätigende Fabrikarbeiter – so kennt man die Malerei von Willi Sitte, der mit Markus Lüpertz gemein hat, daß er in jener Stadt die Kunstschule besuchte, in der Lüpertz 1941 geboren wurde. Sitte, Präsident des Verbandes Bildender Künstler der DDR und seit 1985 Held der Arbeit, gab sich bei einem Pressegespräch in der Goldstadt Pforzheim zuversichtlich, was die künftige Stabilität der DDR-Kunst anbelangt. Zwar – so Sitte – schwappten die Wellen dessen, was im Westen gerade en vogue ist, auch rüber in die DDR. Aber er beobachte auch immer wieder die Kurzlebigkeit solcher Entwicklungen. Zuletzt in Basel, auf der Kunstmesse, da sei auf einmal von den »Neuen Wilden« gar nicht mehr so die Rede gewesen. Neue Richtungen seien angesagt, die von den USA ausgehen und die auf dem Kunstmarkt in Köln noch stärker dominieren würden.

Art 17’86, Basel: Hätte diese Messe nicht allen, die dem Überschwung nicht folgen mochten, mit dem noch vor wenigen Jahren die neue, die wilde oder die neue wilde Malerei gefeiert wurde, ein erleichtertes Jauchzen entlocken müssen? Mehrfach Knoebel und zwar nicht etwa verschämt ins Winkelchen gepackt, sondern wirklich präsent – auch in Farbe (rot) und Format (groß). Oder Armleder und Federle im Stand der Galerie nächst St. Stephan: War das nicht ein Tempel der Besonnenheit, ein Sakralbau der reduzierten Form, die – beinahe ehrfurchtgebietend – für sich selbst steht. Ein neuer Trend ist angesagt. Oberflächlich, ganz oberflächlich…


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