Köln
Alberta Whittle
… Moving Beyond the Time of Salt
Temporary Gallery, Centre for Contemporary Art 22.06.– 15.12.2024
von Uta M. Reindl
Die Temporary Gallery setzt auf experimentelle Ausstellungen sowie auf Vermittlungsarbeit in Diskussionsrunden und Workshops – meist mit Botschaften für eine gesellschaftspolitisch wie ökologisch bessere Zukunft, auch verbunden mit der Aufforderung zu gemeinschaftlichem Handeln. Doch nun werden dort die Besucher*innen in heitere Entspannung verheißenden Räumen empfangen, deren Wände von der barbadisch-schottischen Künstlerin Alberta Whittle in ein tiefes Blau zwischen Ultramarin und Azur getaucht sind. Ein Farbton, der nicht zum ersten Mal in der Kunstgeschichte Harmonie, Sehnsucht, Unendlichkeit symbolisieren, gar innere Stärke signalisieren will. Farbintensive Holzschnittblätter an der Wand des ersten Raumes der multimedialen Ausstellung wiederholen sich motivisch auf fotogeätzten Kupferplatten, denen drei im Raum verteilte, hölzerne und auch künstlerisch bearbeitete Notenständer als Sockel dienen. Zu dieser poetischen Ästhetik passen denn auch die bunten Ketten aus Muscheln und Glasperlen, die ungefähr im Zentrum des Raumes von der Decke baumeln.
Doch der Eindruck von Wohlfühlsphäre verfliegt schlagartig bei genauerem Blick auf die Exponate, wo jene unheilverkündenden Szenen aus der Kolonialzeit zu erkennen sind – von der Ankunft der Eroberer und den sie empfangenden Indigenen. Alberta Whittle hat historische Stiche des flämischen Künstlers Theodor de Bry, der im 16. Jahrhundert mit seinen Bildern die frühen Expeditionen nach Amerika dokumentierte, bearbeitet. Die Neon-Farbigkeit der Abbildungen ist von der 44-jährigen Künstlerin als Rezeptionsanreiz angedacht.
Im zweiten Raum der von Holly Bynoe und Annalee Davis kuratierten Multimedia-Ausstellung dominiert vor dem Blau der Wände ein gleichfarbiger Korbsessel mit fächerförmiger, reichlich mit…